Hier war früher ein Pferdestall...

Die alten Stallungen in Nymphenburg sind umgebaut, die neuen Werkstätten fertig. Hinter den Kulissen restaurieren Künstler das Inventar der Könige.  
von  Simon Treppmann
48 Mitarbeiter werkeln jetzt in den neuen Restaurationswerkstätten in Schloss Nymphenburg. Die alten Stallungen wurden für drei Millionen Euro umgebaut.
48 Mitarbeiter werkeln jetzt in den neuen Restaurationswerkstätten in Schloss Nymphenburg. Die alten Stallungen wurden für drei Millionen Euro umgebaut. © Gregor Feindt

Die alten Stallungen in Nymphenburg sind umgebaut, die neuen Werkstätten fertig. Hinter den Kulissen restaurieren Künstler das Inventar der Könige.  

Nymphenburg - Wo es früher nach Mist und Pferden gerochen hat, wird jetzt fleißig gewerkelt, vergoldet und gesäubert: Nach vier Jahren Bautätigkeit und Investitionen von drei Millionen Euro haben die Restauratoren im Schloss Nymphenburg die neuen Werkstätten in den ehemaligen Stallungen bezogen.

„Viele Handwerks- und Fachbereiche sind jetzt an einem Ort gebündelt, so dass der Austausch untereinander wesentlich leichter ist“, erklärt Katrin Janis, Leiterin des Restaurierungszentrum bei der Eröffnung.

Im alten „Poststallbau“ auf der Schlossanlage, auf der einst die bayerische Kurfürsten ihre Stallungen hatten, verschönern 48 Mitarbeiter nun das Inventar der bayerischen Schlösser. Sie säubern Skulpturen, vergolden Bilderrahmen oder geben alten Gemälden ihre Originalfarbe zurück.

Unter den Werkstücken: ein Pfauenthron von Herrenchiemsee, ein Balkongitter des Neuen Schlosses Schleißheim, alte Tür- und Fensterrahmen.

Beim Blick durch die ehemaligen Stallungen erkennt man noch die alten Pferdeboxen aus dem 19. Jahrhundert. Sie sind genauso erhalten wie die Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes.

Die neue Werkstätte ist hell und mit viel Holz gebaut. Statt nach Pferdeäpfeln riecht’s nach Lösungsmitteln.

Als Finanzstaatssekretär Johannes Hintersberger hauchdünnes Blattgold zwischen seinen Handflächen zerreibt, mag man schon „Steuerverschwendung“ rufen. An den Goldplatten liegt’s aber nicht – sie sind nur einsechstausendstel Millimeter dünn und kosten nur einen Euro pro Blatt.

Vergolderin Sabine Palffy sagt: „Nicht die Materialkosten machen die Restaurierungsarbeiten so teuer, sondern die Arbeitszeit.“

Fast 15 Arbeitsschritte sind nötig, damit ein Bilderrahmen wieder so aussieht wie früher – und insgesamt gern drei Wochen Arbeit.

Für die Instandsetzung eines Balkongitters aus Schleißheim benötigt der Restaurator sogar rund vier Monate.

Das Handwerk lohnt sich: Fünf Millionen Besucher kommen jedes Jahr, um die bayerischen Schlösser und Burgen zu bewundern – das aufgehübschte Inventar inklusive.

 

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