Heimag-Siedlung: Bis 2020 wird nicht abgerissen

Erleichterung für die Bewohner der Heimag-Siedlung in Harlaching: Vorerst wird ihre Siedlung nicht abgerissen. Eine Garantie gibt es aber bislang nur bis 2020.
von  Charlott Friederich
Die Heimag-Siedlung in Harlaching
Die Heimag-Siedlung in Harlaching © oh

Erleichterung für die Bewohner der Heimag-Siedlung in Harlaching: Vorerst wird ihre Siedlung nicht abgerissen. Eine Garantie gibt es aber bislang nur bis 2020.

Harlaching - Viel Grün gibt es in Harlaching. Eine kleine Idylle am Rande der Großtadt. Dort bezahlbar wohnen, ein Luxus. Um dieses Privileg fürchten die Bewohner der Ehlers- und Säbenerstraße schon lange. Das wurde auf der Mieterveranstaltung Mitte September wieder klar.

Eigentlich wollten die Geschäftsführer des städtischen Immobilien-Konzerns „GEMOFAG“ und dessen Tochterfirma „Heimag“ die Veranstaltung nutzen, um sich bei den Mietern für „ ein Missverständnis“ zu entschuldigen. Doch die sind weiter skeptisch. „Sie haben so an Glaubwürdigkeit verloren“, sagte einer von ihnen.

Aber was ist jetzt eigentlich das Problem?

Am 17. Juli 2012 hatte der Hauseigner Heimag dem zuständigen Bezirksausschusses 18 einen Plan vorgestellt, der die anwesenden Mieter erschütterte.

In einem Antrag der Mietergemeinschaft an die Bürgerversammlung vier Monate später heist es:„Die Heimag hat vor den größten Teil der 1955 erichteten Siedlung abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen“.

Ein triftiger Grund für diese Entschiedung?

Für die 250 Mieter nicht ersichtlich. „Die Wohnanlage ist von der Bausubstanz her keineswegs abbruchreif“ heißt es weiter in dem Antrag.

Auf Seiten des Immobilienkonzerns sieht das Fazit aber ganz anders aus: „Es zeigen sich grundsätzliche Schwächen in der Gebäudestruktur“ außerdem seien die Gebäude „nicht alten-behinderten-und familiengerecht.“ Dazu gäbe es keine Wärmedämmung und keine Aufzüge.

Genug Grund für einen Abriss?

„Spätestens 2025 ist das Ende der Nutzungsdauer erreicht“, so ein internes Gutachten des städtischen Wohungskonzerns. Aber akzeptieren wollte das niemand.

Die Mieter alarmierten die Öffentlichkeit, wendeten sich an den Bezirksausschuss. „ Wenn es diesen Aufschrei nicht gegeben hätte, wäre das einfach durchgegangen“, so der Vorsitzende der Mietergemeinschaft Herrmann Gilbhard. Es ging bis vor den Stadtrat (AZ berichtete).

Genau ein Jahr später, am 17. Juli dieses Jahres, dann das Ergebnis: „Das Ganze war ein einziges Kommunikationsdesaster“, so FDP-Stadtrat Michael Mattar. Auch die GEMOFAG rudert zurück: „Ein Abriss-Projekt hat es nie gegeben. Es waren reine Ideenskizzen für weit in die Zukunft“. Der Aufsichtsrat selber habe davon nur aus den Medien erfahren. Glauben ernteten sie damit nicht.

Der Stadtrat entscheidet sich zu Gunsten der Mieter. „Der Stadtrat fordert die Heimag auf, von den Plänen zum Abriss ihrer Wohnanlage in Harlaching dauerhaft Abstand zu nehmen“, heißt es in dem Beschluss. Dauerhaft, ein Wort, das Spielraum zur Interpretation lässt.

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts bleiben die Wohngebäude erhalten, so viel steht fest.

Eine „vertiefende Untersuchung“ nach 2015 soll darüber entscheiden, „in welchem Zeitraum eine Sanierung ggf. erforderlich sein wird“.

Eine Nicht-Abriss -Garantie ist das auch nicht. „Keiner hat schwarz auf weiß bekommen, dass es nach 2020 weiter geht“, so der Vorsitzende des Bezirksausschusses Clemens Baumgärtner. „Die Stadt hat doch einen sozialen Auftrag und der heißt nicht Luxuswohungen schaffen, sondern Sicherheit bieten.“ Denn das sei es, was sich die meisten Mieter wünschen. Eine Garantie, dass sie ihren Lebensabend in der gewohnten Umgebung verbringen können.

Die Heimag versichert, den Dialog aufrecht zu erhalten. Über weitere Maßnahmen soll künftig mit den Mietern zusammen entschieden werden. Jetzt herrscht aber erstmal die Ruhe nach dem Sturm. 

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