Hauseigentümer will bauen: Kahlschlag in Schwabing!

"Aus dem Fenster geschaut und geweint": Im idyllischen Hinterhof hinter den Altbauten an der Apianstraße hat ein Hauseigentümer radikal die Bäume fällen lassen – weil er bauen will.
Irene Kleber |
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Alte Bergahorne, eine Zierkirsche, ein Walnuss- und Aprikosenbaum - alles umgeholzt im Hinterhof an der Herzog-/Apianstraße. Auch der Efeu, der die Brandschutzmauer bewachsen hat, ist abgerissen. In diese Nische des Hofs will der Eigentümer einen vierstöckigen Neubau stellen.
privat 5 Alte Bergahorne, eine Zierkirsche, ein Walnuss- und Aprikosenbaum - alles umgeholzt im Hinterhof an der Herzog-/Apianstraße. Auch der Efeu, der die Brandschutzmauer bewachsen hat, ist abgerissen. In diese Nische des Hofs will der Eigentümer einen vierstöckigen Neubau stellen.
Eins der vielen Protestplakate der Anwohner - gebracht hat's nichts.
privat 5 Eins der vielen Protestplakate der Anwohner - gebracht hat's nichts.
Die abgeholzten Bäume.
privat 5 Die abgeholzten Bäume.
Die Baumfäller am Werk, Nachbarn schauen hilflos zu.
privat 5 Die Baumfäller am Werk, Nachbarn schauen hilflos zu.
Und so sah es vor dem Kahlschlag aus: Hier trafen sich Nachbarn, spielten Kinder - bald sollen Bagger für den geplanten Neubau kommen
privat 5 Und so sah es vor dem Kahlschlag aus: Hier trafen sich Nachbarn, spielten Kinder - bald sollen Bagger für den geplanten Neubau kommen

Schwabing - Sie hatten "Motorsäge verboten"-Schilder in die Bäume gehängt, 2.000 Unterschriften gesammelt, Protestaktionen organisiert, um ihren Schwabinger Hinterhof zu retten. Es war alles vergebens.

Ein Baumfäll-Trupp hat nun doch die grüne Idylle hinter den Altbauten an der Apian-/Ecke Herzogstraße brachial abgeholzt. 15 Bäume sind gefallen, drei riesige Bergahorne, die Zierkirsche, der Walnussbaum, die Aprikose, alles weg. Die Mieter rund um den Innenhof konnten bei dem Kahlschlag nur noch hilflos zuschauen. "Wir haben aus den Fenstern geschaut und geweint", berichtet Anwohnersprecherin Bettina Schopis, "das war entsetzlich, ein richtiger physischer Schmerz."

Die Baumfäller am Werk, Nachbarn schauen hilflos zu.
Die Baumfäller am Werk, Nachbarn schauen hilflos zu. © privat

Bäume in Hinterhof abgeholzt: "Hier traf sich die Nachbarschaft"

Jahrzehnte hatten sich die beiden Eigentümer der Eckhäuser Herzogstraße 84 und Apianstraße 8 den Hof geteilt. Die Mieter-Hausgemeinschaften nutzten ihn gemeinsam, "hier traf sich die Nachbarschaft, hier wurde gespielt und gelebt und Luft geholt", schwärmte Mieter Marcus Roithmaier noch im Herbst. Bei den Hofflohmärkten traf sich hier das halbe Viertel.

Und so sah es vor dem Kahlschlag aus: Hier trafen sich Nachbarn, spielten Kinder - bald sollen Bagger für den geplanten Neubau kommen
Und so sah es vor dem Kahlschlag aus: Hier trafen sich Nachbarn, spielten Kinder - bald sollen Bagger für den geplanten Neubau kommen © privat

Weil der Eigentümer der Herzogstraße 84 nun aber einen vierstöckigen Neubau auf seinen Teil des Hofgrundes stellen will - für Studentenwohnungen, wie es heißt - endet nun diese gewachsene Idylle. Und wieder ist im dichten Schwabing ein eh schon seltenes Stück Grün verschwunden.

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65 Kommentare
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  • Hemdl am 09.02.2021 22:54 Uhr / Bewertung:

    Für mich ist so etwas schlicht kriminell, auch wenn es juristisch zulässig ist. Gutes Recht hin oder her, das hilft nix, wenn ein Baum nach dem anderen gefällt wird. Eigentum verpflichet auch im Sinne des Gemeinwohls. Und jetzt komme mir bitte keine(r) mit wir brauchen Wohnungen - das, was in der Regel gebaut wird, sind keine Wohnungen für die, die wirklich welche brauchen. Wozu die Parole "Bauen Bauen Bauen" geführt hat, auch und gerade, was die soziele Komponente betrifft, dürfte man mehr als deutlich sehen. Zeit, daß endlich ein Umdenken stattfindet. Aber die Stadt kann natürlich wieder gar nichts machen, weil sie nicht zuständig ist (so wie in der Faustsatr. 90). Aber den Klimanotstand ausrufen - geht's noch, Landeshauptstadt München???

  • am 08.02.2021 02:10 Uhr / Bewertung:

    München wird durch "Nachverdichtungen" verschandelt! Jeder Innenhof wird von Stadtangestellten inspiziert, um Möglichkeiten für eine Bebauung zu finden! Fündig wird man dann meist bei den letzten begrünten, und mit Baumbestand versehenen Innenhöfen! Ob dieses kleine Idyll inmitten einer trostlosen Wohnanlage einen Wert für die Mieter hat, interessiert die kleinen Angestellten nicht! Die Münchner Stadtregierung noch viel weniger! Das ist der eigentliche Skandal!

  • Bob2 am 07.02.2021 22:59 Uhr / Bewertung:

    Ein gutes recht des Vermieters. Eigentum ist unantastbar.

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