Hauptbahnhof München: Tourist rettet Rollstuhlfahrerin vor Gleissturz

Ludwigsvorstadt - Die Frau kam mit blutenden Verletzungen und einem Schock ins Krankenhaus – aber lebend: Am Mittwoch hat ein aufmerksamer Passant am Gleis 2 im Tiefgeschoss des Münchner Hauptbahnhofs eine Rollstuhlfahrerin gerettet, die ins Gleisbett zu stürzen drohte.
In S-Bahn-Tür eingeklemmte Rollstuhlfahrerin verletzt
Wie die Bundespolizei berichtet, hatte die 56-Jährige gegen 13 Uhr rückwärts in eine S8 Richtung Herrsching einsteigen wollen. Als mehrere Versuche scheiterten, schlossen sich die Türen, die S-Bahn fuhr los – und ein Rad des Rollstuhls geriet zwischen Bahnsteig und Zug.
Die S-Bahn fuhr aus und schrammte dabei in beinahe voller Länge an der feststeckenden Rollstuhlfahrerin entlang. Passanten bemerkten die äußerst kritische Situation und hörten die lauten Hilferufe der Frau.
Ein zunächst unbekannter Mann rannte zu der 56-Jährigen und ergriff den Handlauf des Rollstuhls genau in dem Moment, in dem sich der Zug vom Rollstuhl löste. Er hielt den gekippten Rollstuhl mit der darin sitzenden Frau fest und verhinderte damit den sicheren Sturz ins Gleis: Wenige Sekunden später kamen weitere Passanten hinzu, gemeinsam zogen sie den Rollstuhl mit der Frau aus Herrsching auf den Bahnsteig zurück.
Retter vom Hauptbahnhof meldet sich bei der Bundespolizei
Am Freitag nun hat sich der Retter bei der Bundespolizei gemeldet: Es handelt sich um einen 37-jährigen aus dem Schwarzwald, der zur Zeit mit seiner Familie in München Urlaub macht. Er gab den Beamten gegenüber an, im Vorbeigehen hinter sich "Schläge" gehört zu haben - vermutlich vom Rollstuhl, der gegen die S-Bahn schlug.

Daraufhin habe er sich umgedreht, die Notlage der Frau erkannt und sei sofort losgelaufen. "Ich bin ausgestiegen aus der S-Bahn, habe mich umgedreht, ein lautes Krachen gehört und gesehen, dass die Frau da drin hängt und immer wieder gegen den Zug geschlagen ist", erklärte der Retter. "Dann bin ich zu ihr hingerannt, habe sie am Rollstuhl gehalten und zu mir gezogen, damit sie nicht immer wieder gegen den Zug knallt», sagte der Zerspanungsmechaniker weiter.
Er habe der Frau so womöglich das Leben gerettet. Die 56-Jährige aus Herrsching ist mittlerweile vernehmungsfähig und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Sie wird im Krankenhaus von der Bundespolizei befragt. Der 37-jährige Lebensretter wird laut Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner "zeitnah zur Inspektion München eingeladen und geehrt werden."