Hauptbahnhof München: Rollstuhlfahrer rettet Verkäuferin vor Attacke

Ludwigsvorstadt - Wie die Bundespolizei mitteilt, ereignete sich der Vorfall bereits am 22. Januar 2018 in einem Tabakwarengeschäft am Münchner Hauptbahnhof.
Gegen 20 Uhr betrat ein 48-jähriger Mann das Geschäft und zeigte der 44 Jahre alten Verkäuferin beim Zigarettenkauf eine EC-Karte. Der Verkäuferin zufolge sah der Mann ausländisch aus, der Name auf der EC-Karte klang jedoch "ungewöhnlich deutsch". Deswegen wurde die Münchnerin misstrauisch und verlangte einen Ausweis von dem Mann. Der zeigte ihr ein Dokument in kyrillischer Schrift. Daraufhin erklärte die Verkäuferin, die Polizei zu informieren – als sie zum Telefonn griff, wurde der Mann gewalttätig.
Zunächst schlug er mit der Faust auf den Verkaufstresen, danach versuchte er, die dort angebrachte Geldablage aus Plexisglas abzureißen. Außerdem griff und schlug er nach der Verkäuferin – wegen des Tresens erwischte er sie jedoch glücklicherweise nicht. Dann eskalierte die Situation komplett: Der 48-Jährige griff auf die quadratischen Ablageplatten auf dem Tresen, die jeweils über ein halbes Kilo wiegen. Damit fuchtelte er vor der Frau herum und bedrohte sie.
Etliche Passanten vor Ort – nur ein Rollstuhlfahrer greift ein
In diesem Moment kam ein Rollstuhlfahrer ins Geschäft. Zuvor hatte er den Vorfall schon, wie etliche andere Passanten, von draußen durch die Verglasung beobachtet. Im Gegensatz zu den anderen Personen vor Ort zeigte er jedoch Zivilcourage und griff ein. Als der 47-jährige Rollstuhlfahrer auf den aggressiven Mann einredete, ließ dieser tatsächlich von der Verkäuferin ab. Stattdessen wandte er sich jetzt jedoch dem Helfer zu. Auch vor ihm fuchtelte der Mann wild mit den Platten herum. Wenig später betraten schließlich zwei weitere Männer das Geschäft, einer von ihnen nahm dem Mann die Platten aus der Hand. Kurz darauf traf die alarmierte die Bundespolizei ein.
Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass der Mann, ein 48-jähriger wohnsitzloser Serbe, die EC-Karte vermutlich zuvor gestohlen hatte. Der Eigentümer hatte seine EC-Karte am Donnerstag in einem Geldautomaten steckengelassen. Der Polizei zufolge agierte der Mann "wirr" – außerdem war er barfuß unterwegs. Bei dem Helfer handelt es sich um einen Iraker aus Geretsried, der seit Sommer 2015 in Deutschland ist und weiter auf das Ergebnis seines Asylverfahrens wartet. Dank seines couragierten Einschreitens konnte wohl Schlimmeres verhindert werden.