"Hasenmilch": Tierabbildungen in der Maxvorstadt

Heute eröffnet die Ausstellung in der Galerie Christa Burger. Sie läuft bis 31. Oktober.
von  az
Ab Freitag ist "Hasenmilch" in der Maxvorstadt zu sehen.
Ab Freitag ist "Hasenmilch" in der Maxvorstadt zu sehen. © oh

Heute eröffnet die Ausstellung in der Galerie Christa Burger. Sie läuft bis 31. Oktober.

Maxvorstadt - Die Ausstellung "Hasenmilch" in der Galerie Christa Burger zeigt Fotografie, Installation, Malerei, Objekte und Zeichnung von Isabelle Dutoit, Tanja Fender, Nathalie Grenzhaeuser, Julia Jansen und Annegret Soltau.

Und darum soll's gehen:

"Im Kontext der zeitgenössischen Kunst tauchen Tierabbildungen wieder verstärkt auf: das Tier als Gefährte und Begleiter des Menschen, als Auseinandersetzung mit der Wildheit von Raubtieren in einer denaturierten Gegenwart, als Spiegelbild des Menschen bzw. das Tier als Fabelwesen und die anthropomorphe Verquickung von Mensch und Tier. Prominente Beispiele hierfür sind unter anderem der narrative Road-Movie von Fischli/Weiß “Bär und Ratte”, von den beiden Künstlern kostümiert dargestellt, die Fotoserie von Hunden von Rosemarie Trockel oder die postmoderne Blümchenvariante von Jeff Koons “Puppy”.

Aber auch die ausgestellten fünf Künstlerinnen haben sich in Malerei, Zeichnung, Objekten und Installationen intensiv mit dem Thema “Mensch und Tier” auseinandergesetzt.. Vor romantischen Kulissen tauchen auf den Gemälden von Isabelle Dutoit mehrere sich überlagernde idyllische Traumszenen von Mensch und Naturwelt auf, zum einen die Künstlerin im Selbstportrait mit Vögeln oder Frauen mit Steinbock oder Löwe die collagenhaft miteinander verwoben sind und Geschichten erzählen. Es sind meist Szenen von überbordender tropischer Natur, gepaart mit einer ebenso wilden Tierwelt, die uns die Künstlerin präsentiert “ganz im Still der romantischen Darstellungen von ‘Waldeinsamkeiten’ des 19. Jahrhunderts” doch “ist es eben nicht die reale, unschuldige Natur im Sinn von Rousseaus ‘Traum’ die hier erträumt wird.” (J. Schmidt Leipzig).”Persönliche Mythologie und systemimmanente Fragen der Malerei treffen in Isabelle Dutoits Gemälden auf sehr persönlichem und höchst poetischem Terrain aufeinander.”

Die russische Künstlerin Tanja Fender arbeitet in mehreren Medien wie Zeichnung und Bildhauerei. Sie erschafft Objekte aus Glas und Installationen aus Silikon und Wachs. Sehr häufig geht es um Vermenschlichung von Tieren und eine Animalisierung von Menschen, vielen Szenen wohnt eine ausgeprägte Wildheit und Gewalttätigkeit inne. In der Skulptur “Joseph und Häsin” hält eine Person mit einem Hasenkopf und Händen und Füßen wie ein Tier einen puppenartigen männlichen Babykörper im Arm, dessen Gesicht Joseph Beuys sehr ähnlich sieht. Die madonnenhafte Situierung auf einem Stuhl zeigt das “Tier” als stolzes majestätisches Wesen das den alten Mann Jospeh - Künstler, Schamane - nährt. In anderen Objekten zeigt sie ein Eichhörnchen das ein menschliches Wesen gebiert oder Hunde, die nicht domestiziert sind.

Nathalie Grenzhaeusers Auseinandersetzungen mit dem Thema Tier und Mensch entstammen der unerwarteten Konfrontation der beiden Species im arktischen Raum. Die Fotoserie “Entgegnung” zeigt eine andere Facette des arktischen Lebensraum. In dieser Serie spürt “Grenzhaeuser dem Beziehungsgeflecht zwischen Wildnis und Menschen nach. „Der Dialog erweist sich als zwiespältig, ein Balanceakt zwischen Begegnung und Befremdung, eine Mischung von Perplexität und Unversöhnlichkeit. In den Bildern erscheinen die Tiere ihrer Definition als Begleiter und Helfer und als Bedrohung und Nahrungsquell entledigt: das Rätsel bleibt ihnen vorbehalten.” (Gabi Schaffner)

Landschaften, Masken und Tierbilder bevölkern die Gemälde von Julia Jansen und daneben sehr merkwürdige Kleiderarrangements, die sie als “Torsi” bezeichnet, darunter auch “Torsi/Katze”. Hierfür verwendet sie als Vorlage z.B. eine Stange oder ein anderes stabilisierendes Element, um die sie Kleider und Hüte drapiert. “Die Modelle werden dann in unterschiedlichen Versuchsanordnungen in Malerei transformiert. Durch Pinselduktus und Farben, mediale Verschwommenheit und Weißhöhungen entwickeln die menschenähnlichen Gebilde ein Eigenleben, das rein aus den Bildmitteln erzeugt wird. Das mehrdimensionale Ausloten der bildnerischen Mittel in ihrer Schärfenuntiefen und Kontrasthaltigkeit löst Seeprozesse aus, die als Augenspannung unmittelbar auf den Betrachter überspringt ...” (Dr. Velten Wagner)

Annegret Soltau, eine seit den 70er Jahren bekannte Künstlerin zum Thema "körperliche Prozesse" nutzt ihren eigenen Körper als eine Art Rohmaterial für ihre Arbeit. Ab Mitte der 70er Jahre entwickelte sie zudem Fotoübernähungen und Fotovernähungen. In der Serie “Generativ“ vereint sie vier Generationen der weiblichen Linie ihrer Familie, sie “stellen die eigene weibliche Kette dar”- von Tochter bis hin zu ihrer Urgroßmutter. Und “der Faden bedeutet aber auch etwas Verbindendes, Reparierende,s was die Risse zusammenbringt und -hält”. In der Serie “Transgeneration“ führt Soltau die Arbeit über beide Geschlechter ihrer Familie fort. Und in “Grima“ führt sie das Thema weiter mit Gestaltungen von Mutationen zwischen Mensch und Tier (wobei das Wort Grima ein altnordisches Wort für Maske ist). Soltau spricht in diesen Arbeiten auch an, dass ihr die Festlegung auf eine Identität nicht “stimmig ist” und dass es ihr widerstrebt, dass man immer “das Selbst” sein soll, das einzige Selbst."

 

Wann? Eröffnung am Freitag, 13. September, 18 bis 22 Uhr, Ausstellung von Samstag, 14. September bis Donnerstag, 31. Oktober

Wo? Galerie Christa Burger, Theresienstraße 19

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