Haidhausen: Biergarten am Maxwerk? Es bleibt schwierig
Haidhausen - Gerade mal drei Minuten spaziert man den Isarhang hinunter vom Maximilianeum bis zum Maxwerk - dem blassgelben Altbau mit Türmchen und Dachterrasse, der da unten als Münchens ältestes Wasserkraftwerk beschaulich an der Isar steht.
Ein Biergarten hier? Wäre ein Träumchen! Bürgermeister Josef Schmid (CSU) jedenfalls hätte es nicht weit zu einem Feierabendbier mit schönstem Isarblick, wenn er denn im Herbst, nach der Landtagswahl, den Job wechselt und ins Maximilianeum zieht. Und wenn die Augustiner-Brauerei hier doch noch einen Biergarten eröffnet, trotz des seit Jahren schwelenden Streits mit dem Bezirksausschuss Au-Haidhausen und protestierenden Anwohnern.
Aber um Schmids persönliche Biergartenlaune geht es nicht . Als er sich Donnerstagvormittag zu Fuß ins Maxwerk begibt, seinen Rathaus-Fraktionschef Manuel Pretzl und eine Traube Pressemenschen im Schlepptau, mag er einfach mal die Dachterrasse besichtigen, um deren künftige Nutzung und Geräuschkulisse so arg gezankt wird. Und im besten Fall: Anwohner überzeugen, dass die Gaststätte, die hier entstehen könnte, für alle Münchner ein Gewinn wäre.
Josef Schmid von Protestlern empfangen
Doch seine Ankunft dort ist alles andere als beschaulich: Die Biergarten-Gegner haben sich schon zornig postiert, darunter Nikolaus Haeusgen (CSU), Barbara Schuster (SPD) vom örtlichen Bezirksausschuss (BA) und diverse Vogelschützer.
"Kein Ballermann am Maxwerk!", prangt da auf großen Plakaten, und "Isar-Rauschen statt Bier-Rausch!" Geschrien wird auch aus dem Grüppchen. Wütend fallen Worte wie "Großgastronomie" oder "Vetternwirtschaft" und dass da irgendwer von irgendwem "geschmiert" werde, und das alles auf Kosten der Anwohner, die "allesamt keine Ruhe mehr" hätten, wenn hier eine Gaststätte einzieht.

Irgendwann reicht es Schmid. "Jeder darf seine Meinung äußern", sagt er den Protestlern. "Aber einen Biergarten mit dem Ballermann zu vergleichen, empfinde ich als Diffamierung unserer bayerischen Biergartenkultur. Und dass wir hier niedergeschrien werden, ist unangemessen."
Wie berichtet sind die meisten Viertel-Politiker (anders als ihre Stadtratskollegen) gegen eine Gaststätte im Maxwerk, das sich im Landschaftsschutzgebiet befindet und den Stadtwerken (SWM) gehört. Schon letzten Sommer hatte Augustiner seine Pläne geschrumpft - von ursprünglich 430 Sitzplätzen (davon 199 auf der Dachterrasse, 150 drinnen und 80 auf der Freifläche draußen) auf nur noch insgesamt 230. Für die Anwohner und den BA änderte das nichts. Nach wie vor fürchtet man mehr Verkehr im Viertel, mehr Rummel auf den Wiesen und vor allem den Biergartenlärm.
Schmid: An der Isar muss Platz für jeden sein
Im Stadtrat und für den Bürgermeister ist das Verständnis für die Befindlichkeiten der Anwohner überschaubar. "Die Isar ist so groß, da muss doch für jeden Platz sein: Fischer, Kanuten, Surfer, ein Isarflussbad und auch Gastronomie", sagt Schmid. Und die Aufregung um die Klausel, nach der das Wasserkraftwerk nicht umgenutzt werden dürfe, halten die CSU-Stadträte für völlig unnötig. "Sie steht nur im alten Kaufvertrag von 1894", sagt Manuel Pretzl, "aber nicht im Grundbuch. Auf die kann sich heute keiner mehr beziehen."
Trotzdem: Augustiner bleibt vorerst dabei, gegen den Willen der Anwohner keinen Biergarten bauen zu wollen, erklärt ein Sprecher auf AZ-Anfrage. "Wir verfolgen das im Moment nicht weiter." Einen Bauantrag bei der Stadt habe man deshalb auch noch immer nicht gestellt.
Erst kürzlich haben die SWM auch den Pachtvertrag mit dem Filmproduzenten Dieter Horres verlängert, der seit 17 Jahren im Maxwerk Büros und ein Lager betreibt. Josef Schmid wird also noch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen.
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