Häuser an der Sailerstraße: Abriss nach über 100 Jahren

Die kleinen Häuschen an der Sailerstraße sollen abgerissen werden. Jetzt soll der Landtag helfen – doch es könnte zu spät sein, die Baukommission hat bereits eine Lokalbaukommission.
B. Funk |
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An der Sailerstraße war lange ein Lebensmittelladen untergebracht. Die kleinen Häuser werden wohl abgerissen.
Altstadtfreunde An der Sailerstraße war lange ein Lebensmittelladen untergebracht. Die kleinen Häuser werden wohl abgerissen.

Die kleinen Häuschen an der Sailerstraße sollen abgerissen werden. Jetzt soll der Landtag helfen – doch es könnte zu spät sein, die Baukommission hat bereits eine Lokalbaukommission.

Schwabing - Helga Hassan kann immer noch nicht glauben, dass die kleinen Häuser an der Sailerstraße abgerissen werden sollen. "Im Haus Nummer sechs wurden früher Marmortische für die Titanic gebaut", erzählt die Frau, die fast dreißig Jahre dort gewohnt hat – bis vor kurzem. Einige Tische, so erzählt man sich, sollen sogar noch im Keller stehen.

Die drei kleinen, pittoresken Giebelhäuschen in der Sailerstraße fast unmittelbar am Olympiapark gelegen, gehören seit über 100 Jahren zum Stadtbild. Nicht mehr lange: Das Ensemble soll abgerissen werden. Die Münchner Altstadtfreunde kämpfen derzeit um den Erhalt – und haben gestern einen Ortstermin mit Landtagsabgeordneten organisiert.

Besitzer sollen sich ein neues Haus bauen

Isabell Zacharias (SPD), Robert Brannekämper (CSU), Michael Piazolo (Freie Wähler), Nachbarn und ehemalige Mieter wie Helga Hassan sind gekommen, um sich die Gegebenheiten anzusehen: Im mittleren der drei Häuser war früher das Lebensmittelgeschäft Stopp – doch bereits seit 1995 steht es leer. "Der Eigentümer wurde zwangsenteignet, bis heute darf er sein Haus nicht betreten und die letzten persönlichen Sachen herausholen", erzählt Martin Schreck von den Altstadtfreunden.

Die anderen beiden befinden sich in Privatbesitz. Jetzt sollen alle drei Häuser abgerissen werden. Die Baugenehmigung der Lokalbaukommission liegt bereits vor. "Die Hausbesitzer wollen sich etwas Neues bauen", so Schreck. Sie befänden sich im Moment in Zwischenwohnungen, wollten aber nach dem Neubau auf jeden Fall wieder zurück.

Die Genehmigung hält Schreck für einen Verfahrensfehler. Bei Häusern, die aus dem Jahr 1898 stammen, hätte auf jeden Fall vorher die Denkmalschutzbehörde befragt werden müssen. Zum Ortstermin gestern ist auch eine Mitarbeiterin der Lokalbaukommission gekommen. Die wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Baukommission hält dagegen

Es sei nicht üblich, bei einer Abrissanfrage die Häuser anzusehen – wenn kein Denkmalschutz vorliegt. Und das tut es in diesem Fall nicht. Im Landtag wird gerade nach einer Lösung gesucht. Dort soll am 5. April über die Behandlung einer Petition der Altstadtfreunde entschieden werden. Die drei Landtagsabgeordneten versprechen schon einmal, sich einzusetzen.

Sie wollen versuchen, mit den neuen Besitzern in Kontakt zu kommen. Stimmen die zu, dürfte jemand vom Amt für Denkmalschutz die Häuser von innen begutachten – und eventuell nachträglich eine Schutzwürdigkeit feststellen. Doch ob die neuen Besitzer damit ihre Pläne, neu zu bauen, gefährden wollen, ist fraglich. "Wir versuchen alles", sagt Isabell Zacharias, "versprechen können wir nichts."

Lesen Sie auch: Sailerstraße 2 bis 6 - Aus für ein Vorstadt-Idyll: Diese Häuser werden abgerissen

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