Händler zur Umgestaltung der Augustenstraße: "Es ist an der Zeit"
Maxvorstadt - Der Fahrer eines Lastenrads schlängelt sich an der Fußgängerin vorbei. Eine Herausforderung, denn auf dem Gehweg stehen zwei E-Scooter, quer geparkt. Es wird eng. Eine Mutter steht mit zwei Kindern vor dem Gemüseladen, inspiziert die angebotenen Waren, knapp rauschen Radfahrer an den Kindern vorbei. Kein Schritt passt mehr dazwischen. Ein älteres Paar hetzt über den Fahrradweg und bringt sich auf dem Gehweg in Sicherheit.

Die Augustenstraße erstreckt sich zwischen Dachauer Straße und Josephsplatz durch die Maxvorstadt bis nach Schwabing. Eine wichtige Nord-Süd-Verbindung, die von Geschäften und Gastronomie flankiert ist. Zum Flanieren lädt sie jedoch nicht gerade ein. Fußgänger und Fahrradfahrer müssen sich den Gehweg teilen, ständige Aufmerksamkeit ist gefordert, wenn man dort auf Einkaufstour geht. Das möchte der Stadtrat nun ändern.

Parkplätze werden abgeschafft, Fahrrad-Stellplätze geschaffen
Ende Juli hat der Mobilitätsausschuss beschlossen, die Augustenstraße umzugestalten - zu Gunsten der Fußgänger. Künftig sollen die Fahrradfahrer weg vom Gehsteig auf die Straße, zusätzliche 30er Zonen werden eingerichtet, Parkplätze abgeschafft, Fahrrad- und Lastenrad-Stellplätze geschaffen. Außerdem soll es gemütlicher werden: Es sind mehr Sitzgelegenheiten geplant und Bäume sollen gepflanzt werden.

"Hier gibt es keine Ordnung", findet Jolanta Stec-Bader. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet sie in der City DryClean Wäscherei. Die Straße sei extrem chaotisch. "Viele Radfahrer fahren sehr schnell und passen nicht auf." Ihre Kollegin habe bereits einen Unfall gehabt: Als sie zu ihrem Auto wollte, sei sie mit einem Fahrradfahrer zusammengestoßen.
Stec-Bader findet es sehr gut, wenn die Fahrradfahrer auf die Straße verlegt werden. "Hier sind auch viele ältere Menschen unterwegs, die tun sich sehr schwer", berichtet sie. Die zunehmende Beliebtheit der E-Scooter habe das Problem noch verschärft. "Die Menschen lassen die Scooter einfach irgendwo stehen, mitten auf dem Gehweg. Das macht es noch gefährlicher."

Umwidmung zur 30er Zone findet Befürwortung
Auch Markus Atov befürwortet die Umgestaltung: "Ich bin voll dafür." Zusammen mit seinem Bruder Kamen Atov betreibt er seit 2019 das Shadow Bean Cafe & Bar.
Besonders die Umwidmung zur 30er Zone in seinem Straßenabschnitt findet er gut: "Dann können wir einen Schanigarten beantragen." Würde es mehr Platz für die Außenbereiche der Cafes und Restaurants geben, könne sich die Straße zu einem viel ansprechenderen Ort entwickeln, findet er. "Für mich gibt es da überhaupt keine Nachteile."

Etwas skeptischer empfindet Daniela Gross die Umgestaltung. Sie betreibt das Modegeschäft Augusta Fashion. Zwar sei sie grundsätzlich auch dafür, die Straße schöner und grüner zu gestalten, "aber Parkplätze sind sehr wichtig".
Sie selbst kann nicht auf ihr Auto verzichten, denn sie kauft die Ware persönlich in Italien ein. Einige Kunden von ihr kämen von außerhalb und hätten es ohnehin schon schwer, einen Parkplatz zu finden. "Ich finde den Gedanken einer fußgängerfreundlichen Innenstadt schon gut, aber ganz ohne Auto geht es eben auch nicht", sagt Gross.

"Die Baustelle wird sicherlich auch anstrengend"
Severin Komander hat gleich drei Pkw, die er für seinen Blumenladen an der Ecke Heßstraße braucht. Trotzdem ist er für die Umgestaltung der Straße. "Hier wurde so lange nichts mehr getan, es ist an der Zeit." Der Gehsteig vor seinem Laden ist mit Blumenregalen gesäumt. "Ich freue mich, wenn ich für meine Blumen noch etwas mehr Platz habe, vorausgesetzt, das kriege ich genehmigt."
Es gebe natürlich immer auch Nachteile und es bleibe abzuwarten, wie sich der Verkehr in der Gegend verlagert. "Die Baustelle wird sicherlich auch anstrengend, aber trotz allem finde ich es gut, dass endlich etwas getan wird."

Bereits 2013 hatte die Stadtratsfraktion Die Grünen/Rosa Liste beantragt, den Bereich um den Josephsplatz einschließlich der Augustenstraße umzugestalten. Bis heute gingen zahlreiche Anträge zur Umgestaltung der Augustenstraße ein. Immer wieder wurden Empfehlungen von der Bürgerversammlung und Anträge vom Bezirksausschuss eingereicht. Während der Josephsplatz 2016 umgestaltet wurde, hat sich der Entscheidungsprozess für die Augustenstraße über viele Jahre hingezogen.
Wann mit den Bauarbeiten begonnen wird, steht aktuell noch nicht fest, wie das Baureferat der AZ auf Nachfrage mitgeteilt hat.
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