Hadern: Dem historischen Waldschlösschen droht der Abriss

Hadern - Am schlimmsten findet Stadträtin Evelyne Menges (CSU) den Gedanken daran, dass fünf imposante Kastanienbäume weichen sollen. Drei von ihnen stehen im Biergarten, zwei auf der Fürstenrieder Straße. "Dass diese fünf wunderschönen Bäume gefällt werden sollen, kann einfach nicht sein", sagt Menges. "Sie sind ein Symbol für die Münchner Gemütlichkeit."
Hintergrund ihrer Sorge ist eine Neuigkeit aus dem Bezirksausschuss (BA) Hadern (München). Dort wurde eine Bauvoranfrage diskutiert, die das Gebäude an der Würmtalstraße 2/Ecke Fürstenrieder Straße betrifft. In dem historischen Haus samt Biergarten befand sich zuerst das Waldschlösschen, dann das Fürstenegger. Aktuell wird es von dem italienischen Restaurant Osteria gemietet.
Die Bauvoranfrage des Eigentümers bereitet der CSU große Sorgen. Worum geht es darin genau? Ein Sprecher des Planungsreferates klärt auf Anfrage der AZ über den Inhalt der Anfrage auf: "Es liegt uns ein Vorbescheidsantrag für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage vor, der aktuell bearbeitet wird."
Gibt es noch Hoffnung für die Haderner?
Deshalb fordert die CSU-Fraktion jetzt, dass OB Dieter Reiter (SPD) prüfen soll, ob und wie das historische Gebäude erhalten bleiben kann. BA-Mitglied Peter Winklmeier (CSU) begrüßt den Stadtratsantrag zwar, vermutet jedoch gleichzeitig, dass zumindest der Denkmalschutz nicht mitziehen wird. Seine Begründung: "In der Vergangenheit wurden an dem Haus schon zu viele bauliche Veränderungen vorgenommen."
Doch das Gebäude der ehemalige Traditions-Gastwirtschaft wird auf dem "KulturGeschichtspfad" der Stadt als ein denkmalgeschütztes Haus bezeichnet. Errichtet wurde es ab 1904 vom berühmten Münchner Architekten Fritz Sedlmair.

Eine weitere Hoffnung für ihn und die Haderner: Bestandteil der Prüfung soll auch sein, ob die fünf Kastanienbäume als schützenswert gelten. Menges erklärt: "Wenn die nicht gefällt werden dürfen, sieht der Eigentümer vielleicht von seinen Vorhaben ab."
Das Wirtshaussterben in München geht weiter
Evelyne Menges, die selbst in Hadern (München) lebt, beschreibt die Bedeutung für das Restaurant mit Biergarten: "Es ist für die Haderner ein zentraler Treff – nicht zuletzt durch die Bushaltestelle", sagt sie. Für Peter Winklmeier hat sie auch eine emotionale Bedeutung: "Ich bin in Hadern (München) geboren – das Haus steht für mich schon immer dort."
Doch für die Stadträtin ist der Kampf um das Ex-Waldschlösschen auch ein stückweit stellvertretend für ein generelles Problem, das sie beobachtet. Menges kritisiert: "In München nimmt das Wirtshaussterben überhand. Alte, der Bevölkerung lieb gewordene Häuser, Traditionsbiergärten mit berühmten Kastanien müssen erhalten bleiben und dürfen nicht gegen gesichtslose teure Appartementhäuser mit deutlicher Versiegelung eingetauscht werden."
Die Geschäftsführerin der Haderner Osteria sagt auf Anfrage, dass sie noch nichts von den Plänen wisse. Sie habe mit dem Eigentümer, der am Montag für die AZ nicht zu erreichen war, gesprochen. Er habe ihr gegenüber die Pläne abgestritten.
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