G'schichten einer Münchner Freundschaft

Für die AZ erinnern sich zwei Münchnerinnen an ihre ersten gemeinsamen Jahre in der Isarvorstadt.
Julia Jungmann |
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Mit zwei Freunden erlebten sie eine verregnete Wiesn...
Julia Jungmann 3 Mit zwei Freunden erlebten sie eine verregnete Wiesn...
...aber in der kleinen Wohnung am Goetheplatz gab es trockene Socken für alle.
Julia Jungmann 3 ...aber in der kleinen Wohnung am Goetheplatz gab es trockene Socken für alle.
Ihr zweites Wohnzimmer: die Isar.
Julia Jungmann 3 Ihr zweites Wohnzimmer: die Isar.

Für die AZ erinnern sich zwei Münchnerinnen an ihre ersten gemeinsamen Jahre in der Isarvorstadt. Die Geschichte einer Freundschaft.

Isarvorstadt - Louisa und Julia lernten sich 2010 auf einer Berufsoberschule in München kennen. Beide kommen aus unterschiedlichen Ecken von Bayern.

Während Louisa auf dem näheren UmLAND von München aufgewachsen ist, entstammt Julia einem kleinen aber feinen Städtchen am Alpenrand.

Louisa und Julia haben, in ihrer jeweiligen Heimat, eine Ausbildung zur Hotelfachfrau bzw. zur Industriekauffrau erfolgreich beendet.

Nachdem Julia in der Berufsschule hinter KSK statt „Kosten, Steuerung und Kontrolle“, Kreissparkasse schrieb und darauf sogar noch Teilpunkte bekam und Louisa genug von Weinseminaren a la „dreht gut“ und „würfeliger Abgang“ hatte, beschlossen die zwei Mädels: Es muss was neues her!

„Wie geht's nun weiter?“ – für die beiden stand nur eines fest: Sie wollen in das größte Dorf der Welt ziehen – Auf nach München!

Da saßen sie nun, in der Klasse 12c, und schlossen in sehr kurzer Zeit eine enge Freundschaft.

Während Julia noch ihr Dasein in einer (Horror-) WG in Nordschwabing fristete, wohnte Louisa bereits an der Quelle des schlecht eingeschenkten Bieres, der betrunkenen Engländer (wahlweise auch Australier) und der Menschen, die sonst eigentlich nur Bixmix à la Birne-Ingwer-Senf-Kaktusfeige trinken – an der Wiesn (um's genau zu nehmen: am Goetheplatz).

Durch Bekannte erfuhr Julia, dass in einer gewissen Adlzreiterstraße eine Wohnung in einem versteckten Hinterhaus frei wird. Gemeinsam mit ihren Eltern sah sie sich die Wohnung und stellte sofort fest: „Hier will ich wohnen, hier bin ich endlich zentraler und hoppala – die Louisa wohnt ja ums Eck!“

Raus aus der WG – rein in die Isarvorstadt

Beim täglichen "Power-Walk" zur U-Bahn sah Julia, dass selbst Albert Einstein seine Kindheit und Jugend in dieser Straße verbracht hatte. „Ist schon irgendwie besonders… Nur warum färbt das nicht auf meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse ab?!“ Egal.

Im Februar fand dann der große Umzug statt und nachdem die beiden die Schränke aus dem blau-gelben Möbelhaus (ohne Anleitung – sie nennen sie liebevoll „Schrankenstein“) zusammengebaut hatten, konnte es losghehen – Das Leben in der Isarvorstadt!

Ziemlich bald stand der Kalender der beiden Mädels auf September… September… WIESN!

Von Louisas Wohnung (genauer gesagt, dem Küchenfenster) konnten die beiden schon viele Wochen vorher die Aufbauarbeiten beobachten. Je mehr d' Wiesn Gestalt angenommen hatte, desto hoaßer wurden die beiden auf eine gekühlte Hopfenkaltschale.

An einem Freitagnachmittag machten sich die beiden auf den (relativ kurzen) Weg zur Wiesn. Dort angekommen hielten ihre Freunde ihnen, bei strahlendem Sonnenschein, ein schönes Plätzchen im Biergarten frei. Schnell stand die erste Maß, und bald auch die Zweite, vor Louisa und Julia auf dem Tisch.

Doch auf einmal tröpfelte etwas in Julias Bier – was war das?! Doch nicht etwa irgendwelche Körperflüssigkeiten ihrer Tischnachbarn?

So schlimm war es dann doch nicht. Aber fast. Es begann langsam zu regnen. Langsam ist auch noch schön ausgedrückt, denn innerhalb von fünf Minuten waren die Maßkrüge fast voller, als sie zuvor an den Tisch gebracht worden waren.

„Was nun?“ - „Rein ins Zelt!“ - „Wenn du kein Spieler vom FC Bayern bist oder a anderes Freibierg'sicht aus Funk und Fernsehen, dann ham ma eh kei Chance!“

Gezwungenermaßen musste somit ein Plan B her. Ein schneller Plan B.

Die Gruppe mit den beiden jungen Damen kämpfte sich zum Wiesn-Ausgang. Barfuß, Schuhe in der Tasche, Tasche über den Kopf gehalten und mit Panda-Augen (An alle Ladies: die Mischung aus Regen, Wind und Wimperntusche verträgt sich nicht so gut).

Die beiden Mädels und „ihre“ Männer eilten ohne Umweg („Hey kann ich mir noch was im Supermarkt holen?“ „NEIN!“) zu Julias Wohnung. Hier gab es dann gut eingeschenktes Bier, Plätze in der ersten Reihe (Couch und BR Wiesnstammtisch im Fernsehen), einen Fön und ein trockenes Paar Socken für jeden. Das war's für den Tag mit der Wiesn, denn keiner wollte den Platz auf dem Sofa und die frischen Socken wieder ausziehen.

Radltour zum "Bubble Tea"

Als im darauf folgenden Frühling die ersten Sonnenstrahlen durch die Adlzreiter- und Hermann-Schmid-Straße blinzelten ,begann für die beiden die Fahrradsaison.

Dies gestaltete sich anfangs schwieriger als gedacht. „Und wo fahr ma jetzt hin? I kenn mi ja hier überhaupt ned aus! Wie funktioniert n die Luftpumpe? A Schloss fürs Radl hab i au no ned!“

Der erste Ausflug ging zunächst stadteinwärts. Die Lindwurmstraße entlang, vorbei an unzähligen Supermärkten. Anschließend weiter in Richtung Oberanger und Marienplatz. Nur hoppla, was war das denn für eine lange Schlange am Rindermarkt? Das wollten sich die beiden mal genauer ansehen und stellten fest, dass es hier etwas gibt, das sich „Bubble Tea“ nennt.

Nach dem „Genuss“ eines solchen erfrischenden Getränks (die 4,50€/Stk. hätten die beiden auch einfach anzünden können) stellten sie fest: „Irgendwie sind wir immer noch ganz schöne Landpomeranzen.“

Am gleichen Abend beschlossen sie trotz ihres finanziellen Verlustes vom Nachmittag: „Wir gehen feiern!“ Was liegt näher, als das Glockenbach und alle seine kleinen Boazn und In-Bars zu erforschen?

Feiern im Glockenbach

Die beiden trafen sich in Julias kleiner Wohnung zum Stylen um danach richtig fesch mit den Münchner Mädels mithalten zu können.

Nach akribischem Bearbeiten des Haupthaars konnten sie sich nun endlich auf den Sattel schwingen und an der Isar entlang ins Glockenbach radeln. Dort angekommen wollten die beiden „nur“ ein bis zwei Bier trinken und wieder heimfahren, man musste schließlich am nächsten Tag fit sein! Daraus wurde leider nichts.

An diesem Abend entstand für die zwei Schicksen eine neue Sportart: Der polnische Triathlon. Mit dem Radl in die Stadt und zu Fuß wieder heim.

Am Goetheplatz angekommen hatten die beiden Hunger. Großen Hunger. „Gasthof zum goldenen M?“ – „Naaa, ins Fischerstüberl an der Lindwurmstraße geh ma!“

Das Fischerstüberl an der Lindwurmstraße ist das bekannt bei den Nachtmenschen aus der Isavorstadt. Hier bekommt man nämlich bis7:00 am Morgen u.a. noch einen Leberkäs oder eine Currywurst und eine nette Unterhaltung mit der Bedienung gibt’s immer kostenlos obendrauf!

Dort angekommen trafen die Mädels auch auf bekannte Gesichter aus ihrer Nachbarschaft, die es auch vom Feiern zurück in die good-old-Isarvorstadt verschlagen hat. Dem einen oder anderen sah man schon an, wie viele Cowboy Spezi (alias Whisky-Cola) er an diesem Abend schon zu sich genommen hatte, doch ein Absacker-Bier im Fischerstüberl geht immer.

So kam es also an den Wochenenden oftmals vor, dass man sich am nächsten Tag traf um gemeinsam sein Fahrrad an diversen Orten in der näheren Umgebung abzuholen. Der Walk of Shame wurde somit noch einmal beschritten.

Ein weiteres Highlight in unserer Hood ist die Nähe zur Isar. Kaum war das Abi geschrieben, schon wohnten die zwei Damen quasi am "Münchner Meer". Bald wurde diese Nähe auch von Freunden der beiden geschätzt und so traf man sich an der Kapuzinerstraße, fuhr diese entlang, über die Wittelsbacher Brücke und landete an der Isar.

Die Isar - das "Münchner Meer"

Eines sonnigen Nachmittages, als den beiden die Hitze zu Kopf stieg, dachten sie sich: „Woaaah jetzt a Eis! Des wär's!“

Kurz zuvor hatten Julia und Louisa in einer Zeitschrift sogenannte Insidertipps über München gelesen. Dazu gehörte auch eine Eisdiele mitten im Glockenbach.

Man könnte meinen, dass die beiden sich nach zwei Jahren wohnhaft in München bereits ein wenig auskannten. So war es aber nicht. Sie irrten umher bis sie, nach einer Stunde mit einem Navigationsprogramm auf dem Handy, endlich die Eisdiele fanden.

Diese hört auf den entzückenden Namen „Jessas“ (…Maria und Josef!).. Julia und Louisa machten daraufhin erstmal drei Kreuze (Halleluja!), dass es KEIN "Bubble Tea"- und KEIN "Frozen Yoghurt"-Schuppen war.

Julia, Louisa und Monaco Franze

Dies waren nun einige (wenige) Geschichten aus unseren letzten drei Jahren am Goetheplatz. Wir hoffen, dass es euch mindestens genauso viel Spaß gemacht diese zu lesen, wie es uns Spaß gemacht hat, diese zu schreiben (und natürlich zu erleben!).

Wir finden unser Stadtviertel einfach entzückend! Auch, wenn der unglaubliche Monaco Franze einst zu sagen pflegte: "Für mich wohnt die eher so wo's out ist. Eh, wo ist es denn out momentan?" Manni Kopfeck: "Goetheplatz." Monaco Franze: "Goetheplatz, genau! Südliche Lindwurmstraße. Harras, genau. Da ist die her. So, des wissen wir jetzt, das heißt wir vermuten das mit hoher Wahrscheinlichkeit.“

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