Gruselig: Der verwüstete Friedhof in Schwabing

Die Toten sind schon weg, die Grabsteine umgekippt. Sind hier die Gräber geschändet worden?
Schwabing - Nur die umgekippten Grabsteine erinnern noch die Toten. Die Denkmäler liegen auf Holzpaletten, die an einem schattigen Plätzchen am Luitpoldpark in der aufgewühlten Erde liegen. Hier war ein Friedhof. Doch der ist jetzt weg.
AZ-Leserin Ulrike Zander bemerkte das bei einem Spaziergang mit ihrem Hund. Die Schwabingerin ging gerne von Zeit zu Zeit an dem kleinen Friedhof vorbei. „Ich fand ihn hübsch“, erzählt sie. „Als ich die Verwüstung gesehen habe, hab ich mich gefragt: Was ist hier los? Wer hat den Friedhof zerstört?“
In den 25 Gräbern lagen Schwestern der Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesus Christus. Dem katholischen Orden gehörte der Klosterkindergarten St. Josef in der Schleißheimer Straße. Auf dem Gelände zwischen Petuelring und Luitpoldpark lag der Friedhof der Karmelitinnen. Zuletzt wurde hier vor acht Jahren eine Ordensschwester bestattet. Auch sie wurde jetzt wieder exhumiert.
Der Grund: Weil der Schwesternorden das Grundstück Anfang des Jahres verkauft hat, muss der Friedhof weichen. Die Toten wurden umgebettet: nach Holland.
Denn dort, in der limburgischen Stadt Sittard, ist das „Generalmutterhaus“ des Ordens. Eine deutsche Ordensoberin der Schwestern erklärt der AZ: „Alle unsere dort beerdigten Schwestern wurden ausgegraben und in Würde nach Holland überführt.“ Man habe den Friedhof ebenso wie das Kloster in München aufgeben müssen. Mit dem Auflassen der kleinen Ruhestätte habe man die Münchner Friedhofsverwaltung beauftragt. Die verbliebenen Grabsteine würden noch nachgeholt. „Die verstorbenen Schwestern haben in Holland allerdings schon ein neues Grab bekommen“, sagt die Sprecherin des Ordens, der nun keinen Standort mehr in München hat.
Den Kindergarten St. Josef gibt es aber noch – allerdings musste auch der umziehen. Im alten Kloster, wo der Kindergarten zuvor war, ist nun die St. George’s School, eine englischsprachige, internationale Privatschule. Am 12. September beginnt dort das Herbst-Semester. Für den Kindergarten ist deshalb kein Platz mehr.
Die Kindergartengruppen, die nun die Caritas betreut, werden in Containern untergebracht. Das soll lediglich eine Übergangslösung sein. Für wie lange, ist noch ungewiss.
Der neue Eigentümer, die Luitpoldpark Schwabing GmbH & Co. KG soll auf dem Grundstück langfristig eine Wohnanlage planen, in die der Kindergarten eingebunden werden soll.
Das wollte das Unternehmen auf AZ-Anfrage aber nicht bestätigen: „Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen. Dort, wo der Friedhof war, soll eine Rasenfläche bleiben“, so die Antwort. Und weiter: „Über alle anderen Pläne müssen wir uns erst mit der Stadt verständigen.“