Große Übernachtung im Deutschen Museum: Wenn Kinderträume wahr werden

Zweimal im Jahr öffnet das Deutsche Museum in München seine Tore für eine große Familienübernachtung - dann werden Kindertäume wahr.
von  Annika Schall
Auch für eine Gute-Nacht-Geschichte ist bei der Übernachtung gesorgt.
Auch für eine Gute-Nacht-Geschichte ist bei der Übernachtung gesorgt. © Daniel von Loeper

Au-Haidhausen - Reinhard Labischs Stimme hallt durch die Schiffsausstellung des Deutschen Museums. Bis auf ein kleines Grüppchen, das gebannt den Geschichten des Museumsmitarbeiters über die frühen Tage der Seefahrt lauscht, ist die Halle komplett leer - keine langen Schlangen vor den Exponaten, kein aufgeregtes Stimmengewirr.

Doch es liegt nicht am Sommerloch, dass sich heute nur wenige Besucher in den imposanten Ausstellungsräumen verlieren. Grund ist vielmehr die Uhrzeit, denn eigentlich hat das Museum seit über einer Stunde geschlossen.

Dass die kleine Gruppe Museumsbesucher an diesem Abend trotzdem durch die Schiffshalle streifen kann, hängt mit einer besonderen Aktion zusammen. Bei der macht das Museum in Kooperation mit dem Kreisjugendring (KJR) Kinderträume wahr: Mehrmals im Jahr darf in dem Museum übernachtet werden. Das Angebot gibt es für Familien, oder die Kinder sind mit Mitarbeitern des KJR allein unterwegs.

"Nachts hat man eine andere Wahrnehmung"

"Damit können wir den treuesten Museumsgängern, Kindern und Familien, etwas ganz Besonderes bieten", erklärt Vera Ludwig. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums organisiert die Übernachtungen seit fünf Jahren mit. Sie sitzt an einer der vielen im Kinderreich aufgestellten Bierbänke. Mit bunten Tischdecken machen die aus dem Areal, indem sich Kinder sonst mit kleine Experimenten die Zeit vertreiben können, eine Picknickzone.

"Nachts hat man eine ganz andere Wahrnehmung", erklärt Ludwig die Idee hinter der Pyjama-Party im Museum. "Es geht dabei gar nicht so sehr um die Ausstellung, sondern darum, das Museum als besonderen Ort zu erleben".

Besonders findet die nächtliche Erkundungstour auch der 8-jährige Nikolas. Er war auch schon tagsüber öfter hier, "aber nachts hat man seine Ruhe", sagt er. Ruhe, um auch sein Lieblingsausstellungsstück, das U-Boot U1 aus dem Jahr 1906 ganz genau unter die Lupe zu nehmen. 42 Meter ist das gute Stück laut Führer Labisch lang, eine Behauptung die Nikolas lieber noch einmal persönlich überprüft.

Mit langen Schritten geht er das U-Boot ab. "Kommt hin", lautet dann aber auch sein abschließendes Urteil. Von der Übernachtung erfahren hat Nikolas Vater Jan über einen Bekannten. "Der Besuch ist viel intensiver als am Tag", findet auch er.

Ganz frei bewegen können sich die Übernachtungsgäste natürlich nicht. Mindestens ein Mitarbeiter des Museums ist immer dabei und stellt sicher, dass niemand verloren geht. Sie führen die Familien durch die Schiffs- und Kraftmaschinenausstellung und nehmen sie mit auf eine nächtliche Tour durchs Bergwerk. Auch eine spätabendliche Vorführung im Planetarium gehört zum Programm. Den Weg dorthin legen die Kinder, wie es sich für eine echte Nachtwanderung gehört, mit Taschenlampen zurück.

Campingerfahrung ist von Vorteil

Den reibungslosen Ablauf der Übernachtungen haben Museum und KJR auch dem Engagement ihrer Mitarbeiter zu verdanken. Viele machen für die Übernachtung freiwillige Überstunden, auch Ehrenamtliche verstärken das Team. "Es gibt eine große Bereitschaft, das zu unterstützen, sonst würde es nicht funktionieren", weiß auch Organisatorin Ludwig.

Von den Eltern erfordert die Nacht im Museum vor allem eins: Campingerfahrung. Denn geschlafen wird auf dem Boden im Kinderreich. Besonders gut vorbereitete Familien haben da gleich mehrere Luftmatratzen im Gepäck. Die allermeisten aber begnügen sich mit Isomatte und Schlafsack.

So auch Mama Yvonne, die mit ihrer fünfjährigen Tochter Charlotta bei der Übernachtung mitmacht. Während die Kleine noch mit leuchtenden Augen von "Sternegucken" im Planetarium schwärmt, baut ihre Mutter das Nachtlager auf.

Die Aussicht auf die doch recht spartanische Nacht auf dem Fußboden schreckt Charlottas Mutter nicht - ganz im Gegenteil: "Ich finde es gigantisch, dass man sowas mal mitmachen kann. Eine Übernachtung im Museum, da werden ja auch eigene Kindheitsträume wahr."

Zapfenstreich ist im Museum übrigens um zehn Uhr abends. Zumindest gehen dann die Lichter aus. Im Dunklen wird aber noch lange danach leise flüsternd von den Abenteuern im Museum bei Nacht erzählt.


Die nächste Familienübernachtung im Deutschen Museum findet vom 20. auf den 21. April statt. Anmeldungen werden ab Anfang April unter der E-Mail-Adresse besucherservice@deutsches-museum.de entgegengenommen.

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