Gregor Lemke: Das ist der Wirt vom Münchner Klosterwirt

Gregor Lemke vom Klosterwirt kam von Nürnberg zurück nach München und will aktiver im Rathaus sein.
von  Anne Kathrin Koophamel
Gregor Lemke vor seinem Klosterwirt neben der Frauenkirche: "Grundlegend für meinen Job ist, dass man Menschen mag. Das ist kein Spruch bei mir.!"
Gregor Lemke vor seinem Klosterwirt neben der Frauenkirche: "Grundlegend für meinen Job ist, dass man Menschen mag. Das ist kein Spruch bei mir.!" © Daniel von Loeper

Altstadt - Soße ist Chefsache. "Dafür habe ich ein ganz gutes Gespür und liebe es, mich mit der Küchenmannschaft auszutauschen, wie man die Bratensoße noch verfeinern könnte", sagt Gregor Lemke (56). Seit fünf Jahren führt er den Augustiner Klosterwirt zu Füßen der Frauenkirche und taucht fast täglich seinen Probierteller in den Topf. "Vom Löffel ist es mir zu heiß, nein, ich schöpfe lieber mit einem Unterteller", sagt Lemke.

Der gebürtige Münchner ist ein Gastronom durch und durch: Seit 30 Jahren in der Branche, von der Ausbildung im Königshof über Kay’s Bistro, Donisl und dem Nürnberger Bratwurst-Röslein hin zum Münchner Klosterwirt. Neueste Aufgabe: Sprecher der Münchner Innenstadtwirte. "Warum gerade ich dazu gewählt worden bin, habe ich mich auch schon gefragt", scherzt Lemke. "Ich glaube, die Menschen vertrauen mir. Ich bin offen für Neues, habe aber immer eine eigene Meinung."

Von Nürnberg zurück nach München

Das war es auch, was der verstorbene Augustiner-Chef Jannik Inselkammer so an ihm schätzte – und Lemke nach 16 Jahren in Nürnberg zurück in seine Heimat München holte. Drei Wirtshäuser unter Tucher-Bräu führte Lemke in Franken, gerade hatte er sich mit seiner Familie ein neues Haus gekauft. "Alles war gerichtet in Nürnberg. Dann kam die Anfrage und ich dachte mir: "Du bist ein Depp, wenn Du zu so einem Objekt an der Frauenkirche Nein sagst." Und wer will schon am Ende seines Lebens ein Depp sein?", sagt Lemke heute.

Zumal damals fast jeder namhafte Wirt der Stadt um den Klosterwirt buhlte – doch Augustiner wollte Lemke. Der unterschrieb und ging nicht allein: elf Mitarbeiter, vom Küchenchef bis zu Servicekraft, von der Buchhalterin bis zur Betriebsleiterin folgten ihm 2013 nach München. "Das war ein enormer Vertrauensbeweis", sagt Lemke.

Im Klosterwirt sitzen verschiedenste Gäste

Der Klosterwirt ist heute eine dieser Wirtschaften, die an jedem Tag voll ist. Touris sitzen neben Arbeitern, der Stammtisch ist voll und griabig, Exil-Franken mögen den Fränkischen Sauerbraten (16,50 Euro), Münchner entdecken das selten gewordene Schäufele (16,90 Euro) und Vegetarier bestellen die Spinatknödel mit Schwammerl (12,90 Euro). Oft stellt sich Lemke zu seinen Gästen – und hört zu statt mitzureden.

"Grundlegend für meinen Job ist, dass man Menschen mag. Das ist kein Spruch bei mir, ich mag wirklich die Leut‘ und die Gäste wissen, ich behalte auch Anvertrautes für mich. Das ist etwas, das ich von meiner Mutter gelernt habe: Ich muss Vertrauen schaffen, damit die Leute uns wieder besuchen."

Ähnlich gelassen packt er seine neue Aufgabe als Vorstand der Innenstadtwirte an. "Ich möchte neue Synergien suchen, die Gemeinschaft stärker machen. Wenn wir gemeinsam auftreten, haben wir viel mehr Möglichkeiten", sagt er. Im Rathaus will er aktiver sein, neue Events schaffen und natürlich eines suggerieren: "In der Innenstadt bist Du auch beim Essengehen gut aufgehoben. Touri-Buden gibt es nicht, sondern Qualität." Einfach mal laufenlassen, das ist nicht Lemkes Ding. "Schicke ich meinen Mitarbeitern SMS aus dem Urlaub, kommt nach der zehnten schon mal zurück: "Ist Ihnen langweilig, mieten Sie sich doch mal ein Ruderboot!" Dabei habe ich einfach tausend neue Ideen, wenn ich auf Reisen bin." 

"Ich bin ein absoluter Familienmensch"

Zeit für Hobbys? "Ach, ich weiß nicht mal, ob ich ein Hobby habe außer ein bisschen Yoga-Übungen jeden Tag", sagt Lemke, "das Golfbag steht irgendwo daheim, dafür fehlt mir einfach die Zeit." Und die raren freien Stunden verbringt er gerne mit seiner Familie.

Mit Frau Petra einfach mal im Garten den Abend verquatschen, mit Sohn Niklas (19) die nächste Asien-Reise planen, mit Tochter Sophie (12) über die Schule reden, "da komme ich total runter. Ich bin ein absoluter Familienmensch und kann auch mal locker lassen. Das Yin und Yang muss passen. Wer nur ackert, hat nichts im Leben."

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