"Green City" sagt Autobesitzern den Kampf an

 Die Stellplätze in der Innenstadt nehmen 120 Hektar ein. Mit dem Platz könnte man viel anstellen – hier lesen Sie, was möglich wäre
von  Tim Wessling
Mini-Demo der „Green City“-Aktivisten am Esperantoplatz: Blumen statt Blech.
Mini-Demo der „Green City“-Aktivisten am Esperantoplatz: Blumen statt Blech. © Feindt

Die Stellplätze in der Innenstadt nehmen 120 Hektar ein. Mit dem Platz könnte man viel anstellen – hier lesen Sie, was möglich wäre

Altstadt - Die Forderung trifft das Allerheiligste von Autofahrern: Die Parkplätze. 100000 davon gibt es innerhalb des Mittleren Rings. Und wenn es nach den Aktivisten der Umwelt-Organisation „Green City“ geht, sollen davon jedes Jahr 5000 verschwinden.

Viel schönere Dinge könne man mit den zwölf Quadratmetern anstellen — so groß ist nämlich ein durchschnittlicher Parkplatz. Bäume pflanzen zum Beispiel oder Platz für Fahrradwege und Gehsteige schaffen.

12 Quadratmeter klingt nach wenig Platz. Doch hochgerechnet auf die 100000 Plätze in der Innenstadt ergibt das 120 Hektar — oder die Fläche von 170 Fußballfeldern.

Eine plumpe Öko-Forderung? Nicht ganz. Green City will den Münchnern nicht das Auto verbieten, sondern zum Denken anregen. „In Tiefgaragen gibt es Unmengen an Stellplätzen die nicht genutzt werden“, erklärt Andreas Schuster (37) von dem Umweltverband. „Anwohner zahlen natürlich lieber 30 Euro für einen Anwohnerparkausweis, als tausende von Euro für einen Platz unter der Erde.“

Die Stadt müsse sich darüber bewusst werden, dass zu wenig Fläche zur Verfügung steht, so die Aktivisten. „Und wenn in den nächsten Jahren 200000 Menschen in die Stadt drängen, wird noch mehr Verkehr entstehen“, so Schuster. Den will man nicht verhindern, doch er braucht Platz. Platz, der geschaffen werden kann, wenn Parkplätze verschwinden.

Dafür sollen Autos unter die Erde oder auf private Grundstücke verschwinden und mehr Menschen auf Fahrräder, Car-Sharing-Angebote und den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.

Freunde macht man sich mit so einer Forderung nicht gerade — vor allem nicht unter Autobesitzern. Green City rechnet aber mit Gegenwind, fordert aber immer wieder mehr Platz für Radler oder Tempo-30-Zonen. So wollen die Aktivisten auf die Tagesordnung von Bezirksausschüssen. „Autos sind Privateigentum und machen öffentlichen Raum kleiner“, sagt Schuster.

Das größte Problem: Fast 24 Stunden am Tag stehen die Autos nur herum und „belegen Platz, der eigentlich allen Münchnern zur Verfügung stehen müsste“, so Schuster.

In japanischen Mega-Metropole Tokyo gibt es ein ähnliches Problem — nur drastischer. Dort gibt es so wenig Parkplätze, dass Einwohner beim Kauf eines Autos einen Stellplatz nachweisen müssen. „Eine gute Idee“, sagt Schuster. Ein ähnliches Modell könne er sich für München vorstellen.

 

 

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