Grau und greislig: Sendlinger Tor bleibt während Umbau trostlos

Bunte Street Art statt nackter Wände: Das war für den U-Bahnhof Sendlinger Tor die Idee der CSU. Doch jetzt winkt die MVG ab.
von  Felix Müller
Die MVG will nicht, dass Kunstwerke an den Bahnsteigen von U1 und U2 angebracht werden.
Die MVG will nicht, dass Kunstwerke an den Bahnsteigen von U1 und U2 angebracht werden. © Petra Schramek

Altstadt - Grau, trist, heruntergekommen: So finden viele Fahrgäste die Wände im U-Bahnhof Sendlinger Tor. Deshalb hat die Stadtrats-CSU vor einigen Monaten beantragt, für die Zeit des Bahnhofs-Umbaus diese Wände für Künstler aus der Street-Art-Szene freizugeben. Die CSU schwärmte in ihrem Antrag vom New Yorker Künstler Keith Haring, der mit seinen Werken in der dortigen U-Bahn in den 80er-Jahren berühmt wurde.

"Wir diskutieren so oft, was wir für junge Künstler tun können", hatte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl gesagt. "Dieser Platz ist doch perfekt." Die MVG findet das nicht – und hat bisher nicht auf den Antrag reagiert. "Ich bin schon verwundert, dass man da monatelang gar nichts hört", schimpft Pretzl jetzt. "Gerade ein städtisches Unternehmen sollte für so etwas offen sein."

Weiterhin grau und dunkel: Kreidemarkierungen verhindern Street Art

Die AZ hakt bei der MVG nach. Ein Sprecher bedauert ausdrücklich, dass die Betonflächen "leider" nicht für Street Art zur Verfügung gestellt werden könnten.

"Die Betonflächen auf der Ebene der Linien U1/U2 sind großflächig mit Kreidemarkierungen und Zahlen versehen.", erklärt er. "Diese markieren alte Risse im Beton, welche im Zuge der laufenden Umbaumaßnahmen fortlaufend kontrolliert werden müssen." Weitere Markierungen könnten im Laufe der Baumaßnahme noch hinzukommen. "Deshalb sind Graffiti dort ausgeschlossen. Veränderungen an den Rissen und neue Risse könnten sonst nicht mehr beobachtet oder erkannt werden."

U3 und U6: Zu viel Baustellenbetrieb im Netz

Und bei der U3 und U6? Winkt die MVG ebenfalls ab. "Auch dort können wir keine Street Art ermöglichen", heißt es. "Die hierfür notwendige kurze Betriebspause ist grundsätzlich nicht für Aktivitäten im Gleisbereich geeignet. Nachts herrscht in der U-Bahn Baustellenbetrieb mit bis zu 20 Baustellen im Netz. Hierfür sind Reinigungsteams, Bautrupps, Bauzüge und Spezialfahrzeuge im Einsatz, die das Sendlinger Tor passieren." Und: Die Montage der neuen Wandverkleidungen auf der U3/U6-Ebene sei bereits für Mitte 2019 geplant.

Die MVG verweist außerdem darauf, dass "immer wieder diverse Einzelbaufelder eingerichtet" werden, "die die Sicht auf potenzielle Graffiti verstellen oder deren Anbringung erst gar nicht ermöglichen würden". Und: Die Bauarbeiter und Monteure brächten zur Abwicklung ihrer mitunter sehr diffizilen Arbeiten viele Bleistiftmarkierungen an den Betonwänden an. Graffiti wären "hierfür kontraproduktiv".

Angebot von der MVG: Neues Lüftungsbauwerk für Street Art geeignet

Ganz viele Argumente hat die MVG also gesammelt, warum Streetart im U-Bahnhof nicht möglich ist. Ist das städtische Unternehmen also den Künstlern abgeneigt, wie es die CSU befürchtet? Nein!, betont der Sprecher. Und verweist auf eine Alternative zum Untergrund. "Wir bieten an, dass unser neu erstelltes und derzeit im Rohbau befindliches Lüftungsbauwerk in der Wallstrasse vorübergehend für Street Art genutzt werden kann", sagt der MVG-Sprecher.


Dieser Klotz darf hingegen bunt werden. Foto: Petra Schramek

"Die nackten Betonflächen werden hier voraussichtlich bis Herbst 2019 sichtbar sein. Dann werden sie verkleidet. Dieses Zeitfenster stünde zur Verfügung." Möglich also, dass es am Sendlinger Tor etwas bunter wird – auch wenn die Fahrgäste im Untergrund weiter mit den grauen Wänden leben müssen.

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