Grabenkämpfe um die Panzerteststrecke in Allach

Allach - "Der OB kann sich treffen, mit wem er will. Aber für uns wirkt es, als würden hier schon im Vorfeld Tatsachen geschaffen. Wir rügen das!", sagt die grüne Stadträtin Sibylle Stöhr.
Kritikpunkt ist ein "Spitzengespräch" zum Betrieb der Panzerteststrecke in Allach. OB Dieter Reiter (SPD) hatte hier mit der Münchner Panzerfirma Krauss-Maffei Wegmann, deren Betriebsrat, mit IG Metall und dem Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) einen "Kompromiss" im Streit um die Störungen durch die Panzerteststrecke verkündet.
"Wir sind in München, aber das erinnert doch an Krieg"
So sollen die vom Panzerlärm geplagten Anwohner entlastet werden: Krauss-Maffei Wegmann (KMW) reduziert den Betrieb auf der Teststrecke freiwillig auf 7 bis 17 Uhr unter der Woche. Zudem soll an nur 20 Samstagen im Jahr dort Betrieb sein.
"Wir als Koalitionspartner waren nicht glücklich, dass wir dazu nicht gefragt wurden. Von dem angeblichen Kompromiss in der Rathaus-Umschau zu lesen, hat uns nicht amüsiert", kritisiert Sybille Stöhr, die im Juli das Dröhnen, metallische Quietschen und die Vibration der Kettenfahrzeuge bei einem Besuch in Allach vor Ort erlebt hat: "Wir sind in München, aber das erinnert an Krieg", sagt sie.
Grüne sorgen sich um Lärm- und Anwohnerschutz
28 formelle Einwendungen gibt es inzwischen von Gegnern einer Neugenehmigung der Panzerteststrecke, teilt die Stadtratsfraktion der Grünen mit. "Das sind massive Anwohnerbeschwerden. Unser Anliegen ist der Lärm- und Anwohnerschutz. Wir toben, weil es nun so aussieht, als wäre noch vor dem geplanten großen Erörterungstermin jetzt ohne die Anwohner eine Einigung erzielt", erklärt Stadträtin Stöhr.
Die Grünen pochen auf strengeren Lärmschutz in Allach. Dazu fordern sie ein unabhängiges Lärm-Gutachten – vor einer eventuellen Neu-Genehmigung der umstrittenen Münchner Panzerteststrecke.
Die Grünen in Allach schreien ebenfalls auf: "So geht das juristisch nicht! Das ist eine unzulässige Einflussnahme des OBs als Chef der Verwaltung, der seinem RGU anzeigt, was es beschließen solle", empört sich Falk Lamkewitz (70), Fraktionssprecher im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing.

Wie viele Arbeitsplätze hat die Rüstungsfirma?
Viele Einwohner am Stadtrand würden die Rüstungsfirma mit ihren dröhnenden Kettenfahrzeugen auf der Panzerteststrecke am liebsten vor die Tore der Stadt verbannen, das erfuhr die AZ bei Gesprächen vor Ort. Das Gegenargument der SPD, so gingen der Stadt Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen verloren, lassen sie so nicht gelten: "Die Entwicklung von KMW kann ja bleiben. Es gibt außerdem sowieso schon lange die Vermutung, dass es nicht um so viele Arbeitsplätze geht, wie KMW der Politik vermitteln möchte", erklärt Lamkewitz.
Direkte Nachbarn des KMW-Firmengeländes in Allach kolportieren, dass die Zahl von 1.600 Arbeitsplätzen bei der Rüstungsfirma in der Stadt stark übertrieben sein könnte. Mit dem Ziel, die Stadt unter Druck zu setzen, die Panzerteststrecke zu genehmigen.
"Ein so reges Kommen und Gehen von Mitarbeitern zum Firmengelände hin kann ich nicht beobachten", meint ein Anwohner und Gegner der Panzerstrecke, der anonym bleiben möchte. Die Interessensgemeinschaft Panzerteststrecke schreibt in einem Brief an die SPD: "Der Geschäftsführer der Firma KMW, Herr Rieder, hat in der Sitzung des BA Allach-Untermenzing am 14.7.2020 selbst nicht von 1.600 sondern von 400 bis 500 Arbeitsplätzen gesprochen, die an der Fertigung hängen und zu denen er mit Verlagerung nach Frankreich gedroht hat."
Eigentlich sollte am Donnerstag ein Erörterungstermin mit den Anwohnern stattfinden, die Einwendungen eingebracht haben. Der wurde nun wegen Corona abgesagt. Stattdessen bietet die Stadt eine "Online-Konsultation" an. Ob die Frieden bringt im Allacher Panzerstreit, wird sich zeigen.