Glückliche Laimer!

Eine Untersuchung des Instituts für Soziologie der LMU zeigt, dass die Menschen in Laim und Trudering-Riem „signifikant glücklicher“ als die in Moosach und Hadern sind.
von  Andrea Helfer
Ein Entenpärchen hat sich in dieser Wiese niedergelassen.
Ein Entenpärchen hat sich in dieser Wiese niedergelassen. © Helmut König

Laim - Laim hat was. Mehr noch: Laim ist Spitze! Das wissen die Freunde des verschnarcht wirkenden Stadtteils im Westen von München schon lange.

Doch nun ist es offiziell. Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zur „Lebenszufriedenheit” der Bewohner der Landeshauptstadt hat herausgefunden: In Laim sind die Münchner am glücklichsten. Der vor Jahren von irgendjemandem abwertend hingeworfene Satz: „In Laim wohnt man nicht“, hielt sich lange. Jetzt ist er widerlegt.

Der Stadtteil steht mit 7,8 Punkten an der Spitze, wenn es in der Studie des Instituts für Soziologie um die „individuelle Lebenszufriedenheit” seiner Bewohner geht. Zu den überdurchschnittlich glücklichen Münchnern gehören ebenfalls jene, die im Osten und im Süden der Stadt wohnen. Sie liegen in der Benotung jedoch sämtlich hinter Laim. Menschen, die im Zentrum und im Westen Münchens zu Hause sind, das geht aus der Studie hervor, sind „unterdurchschnittlich glücklich”.

Die im vorderen Westen der bayerischen Metropole, unmittelbar neben dem Zentrum wohnenden Laimerinnen und Laimer, bilden, gemessen an den „City-Münchnern“, geradezu eine Insel der Glückseligkeit.

Laims Leute und die in Trudering-Riem sind deutlich glücklicher als die von Moosach (5,92 Punkte) und am wenigsten glücklich sind die in Hadern (München) (5,00 Punkte).

Die in Neuhausen und die in Nymphenburg bilden den Durchschnitt der Münchner Bevölkerung ab. Auf der Schwanthalerhöhe sind der Studie zufolge die Leute unterdurchschnittlich glücklich.

Insgesamt sind Münchner keineswegs glücklicher als andere Deutsche. Das ist der LMU-Studie zu entnehmen. Der durchschnittliche Gesamtdeutsche erreicht 6,98 Punkte, wenn’s um das geht, was die Wissenschaftler Lebenszufriedenheit nennen. Der Münchner Durchschnitt liegt bei 6,83 Punkten.

Marc Keuschnigg, Eva Negele und Tobias Wolbring, Wissenschaftler am Institut für Soziologie an der LMU, untersuchten im Frühjahr 2010 was Menschen zufrieden und was sie glücklich macht. 3.000 Münchner Haushalte wurden befragt. 662 Personen antworteten.

Eine Frage unter 51 Fragen hieß: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig alles in allem mit Ihrem Leben?“ Innerhalb einer elfstufigen Skala waren Antworten zwischen „ganz und gar unzufrieden“ und „ganz und gar zufrieden“ möglich.

Nach dem Auswerten der Fragebögen stellte sich heraus: Bei aller Verschiedenheit des Glücksempfindens gibt es Gemeinsamkeiten für persönliches Wohlbefinden. Neben dem Alter und dem sozialen Umfeld, spielen das Einkommen und der Zustand der Gesundheit der Befragten eine Rolle.

Eva Negele, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie: „Freunde und freundliche Nachbarn machen glücklich. Einsamkeit macht unglücklich.“ Kaum zu glauben, der Satz, den Zyniker dem Volk in den Mund legen, wenn es gilt, es ruhig zu stellen oder, um seinen Neid zu adeln: „Geld macht nicht glücklich“, scheint bis zu einem bestimmten Grad zuzutreffen. Zwischen der Wohlhabenheit und dem Glück gibt es keinen direkten Zusammenhang!

Die Studie jedenfalls besagt: Übersteigt das Einkommen ein ganz bestimmtes Niveau stellen viele Menschen zwischen ihrem Glücksgefühl und dem Einkommen keinen Bezug her. Fazit: Für München wird der Schwellenwert, von dem an materielle Grundbedürfnisse gedeckt zu sein scheinen, auf 800 Euro im Monat geschätzt.

Auch das stellten die Forscher fest: Wer bei persönlichen Problemen Freunde noch nach 23 Uhr anrufen kann, ist gut dran. Ebenso wer jung und gesund ist. Doch auch Rentner seien oft „recht glücklich”.

Und – glücklich ist, wer regelmäßig in die Kirche geht. Wobei der soziale Anschluss an andere Menschen stärker wirken soll als die gelebte Frömmigkeit. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wirke glückssteigernd. Interessant ist, dass gesund zu sein, glücklich machen kann. Dass aber umgekehrt ebenfalls ein Schuh draus wird. Diese Logik gelte gleichfalls fürs Heiraten. Manche werden dadurch glücklich, andere heiraten, weil sie glücklich sind.

Die subjektive „Lebenszufriedenheit” in den Münchner Stadtvierteln unterscheidet sich trotz der Ausnahme-Stadtteile Laim und Trudering-Riem sowie Moosach und Hadern (München) nicht wesentlich voneinander. Der Wohnort habe also kaum Einfluss auf das Glück der dort Wohnenden. „Wir haben nicht erwartet, dass die sich alle sehr ähnlich sind“, betont Eva Negele. „Das ist der besondere Befund.“ Negele: „Wir bewerten das positiv, weil es bedeutet, dass die Viertel soziodemographisch gut durchmischt sind.“

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