Gleispark Baumkirchen Mitte: Ein Ort im Dornröschenschlaf

Berg am Laim - In Biotope soll der Mensch normalerweise keinen Fuß setzen. Zu sehr würde er Pflanzen und Tiere stören. In Berg am Laim haben Landschaftsarchitekten hingegen einen Park geschaffen, der Flanieren und Naturschutz gleichzeitig erlaubt - und sogar einen gewissen Industriecharme versprüht. Nun hat der Gleispark Baumkirchen Mitte mit diesem Konzept sogar einen Preis gewonnen.
Andrea Gebhard vom Münchner Büro Mahl Gebhard Konzepte hat den Park kreiert, und ist nun eine der beiden Siegerinnen des Wettbewerbs um den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2020. Zweiter Gewinner sind die Gedenkorte im Mühldorfer Hart bei Waldkraiburg von Latz+Partner.
Neues Stadtquartier in Berg am Laim
15 Hektar groß ist das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes München 4 in Berg am Laim, auf dem seit 2013 das Stadtquartier "Baumkirchen Mitte" entsteht. Inzwischen ist dort Platz für 1.300 Einwohner, Arbeitsplätze, Geschäfte und öffentliche Grünflächen.
Da, wo nicht gebaut wurde, entwickelte sich eine Art Hochburg der Biodiversität. Die stillgelegten Gleisanlagen sind heute geprägt von mosaikartiger Vegetation, aufkommenden Birken und älteren Gehölzen - eine naturnahe Bahnbrache entstand. Schütterer Magerrasen sprießt zwischen wasserarmem Gleisschotter, geschützte Tierarten fühlen sich hier wohl - ein Eldorado für Zauneidechsen, Ödlandschrecke und andere.
"Beinahe unberührte Natur mit einem Hauch von Industrie-Romantik"
Um diesen naturnahen Trockenstandort mit seiner einzigartigen Artenvielfalt zu erhalten, entwickelte Mahl Gebhard ein Pflege- und Entwicklungskonzept, bei dem neuer Gehölzaufwuchs entfernt wird, und so die wichtigen, sonnigen Standorte erhalten werden. Teils wird Totholz belassen und bietet Insekten und kleinen Wirbeltieren Unterschlupf, der sandige Boden ist für die Eiablage der Zauneidechse ideal. Über Stege mit Bänken kann das Gebiet erkundet werden.
Die Jury des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten Bayern, die den Preis vergeben hat, betont, Besucher fänden im Gleispark "beinahe unberührte Natur mit einem Hauch von Industrie-Romantik", einen besonderen Lebensraum für seltene Tierarten, die sich auf kargen Schotterflächen zwischen rostroten Gleisen und weißen Birkenstämmen sonnen.
Weiteres Projekt geplant
Ein Ort im Dornröschenschlaf, ein Konzept, das die Wichtigkeit der nachhaltigen Qualität von Freiräumen im städtebaulichen Kontext verdeutliche. "Wir brauchen mehr solcher erlebbarer Hotspots der Biodiversität", so die Jury.
Nominiert im Bereich Urbanität und Freiraum war auch der vierte Bauabschnitt der Messestadt, der einen Spielplatz im Grünzug, grüne verkehrsberuhigte Bereiche und zwei Quartiersplätze umfasst. Für diese, seiner Ansicht nach "unglückliche Freiflächenplanung", hat der Bezirksausschuss auf Antrag der Grünen Ruth Pouvreau eine Umgestaltung beantragt. Nach Ideen aus der Bachelorarbeit von Pouvreaus Sohn soll der Bereich nach Willen des Bezirksausschusses aufgehübscht werden.