Giesing: Als Erbpacht gedacht, daraus Mietwucher gemacht

Die Stadt München hat ein Hausmeister-Häuschen im Erbbaurecht am Giesinger Rosengarten an einen Privatmann vergeben. Der will es aber nur superteuer vermieten.
von  Eva von Steinburg
Das Haus am Rosengarten ist frisch renoviert, um die Kosten wieder auszugleichen, will der Pächter für die Miete 4500 Euro kalt im Monat.
Das Haus am Rosengarten ist frisch renoviert, um die Kosten wieder auszugleichen, will der Pächter für die Miete 4500 Euro kalt im Monat. © Bernd Wackerbauer

München - Immobilien kann man mieten, kaufen oder im Erbbaurecht für eine gewisse Zeit erwerben. Ein altes Hausmeisterhäuschen am Rosengarten – nach einigen Jahren Leerstand extrem sanierungsbedürftig – hat die Stadt 2016 im Erbbaurecht an einen Privatmann vergeben. Denn mit damals 71 Quadratmetern erschien der Stadt das Haus nahe an der Isar für eine soziale Nutzung, wie Kindergarten oder einen Freizeittreff für Jugendliche zu klein, sagt SPD-Stadträtin Ulrike Boesser.

Nicht die Größe, sondern die besondere Lage in Untergiesing macht das kleine Haus so attraktiv: Denn es steht direkt neben dem Schyrenbad und sehr nah an der Isar im Grünen.

125 Quadratmeter für 4.500 Euro kalt

Der Münchner, der den Zuschlag für den Erbpacht-Vertrag bekommen hat, hat das schnuckelige Häuschen inzwischen für 350.000 Euro (laut "Süddeutsche Zeitung") in ein kleines Schmuckstück mit blauen Türen und Fensterläden verwandelt. Die Wohnfläche hat er auf 125 Quadratmeter ausgeweitet.

Das Problem ist nur: Nun zieht der Erbbaupächter nicht selber ein. Sondern er versucht, das Haus im Luxussegment zu vermieten, um seine hohen Sanierungskosten auszugleichen. Für einen Wunschpreis von 4.500 Euro Kaltmiete im Monat hatte er das Liebhaberobjekt auf der Miet-Plattform Immobilienscout 24 angeboten.

"Das ist jetzt ärgerlich und nicht im Sinne des Erfinders", ärgert sich Stadträtin Ulrike Boesser. "Die Stadt möchte doch nicht, dass sie mit ihren eigenen Immobilien die Preise hochtreibt! Ich kritisiere, dass der Nutzer rausholt, was geht."

"Man fühlt sich schon hinters Licht geführt"

Die Mietpreisbremse zieht im Fall des Hausmeister-Häuschens übrigens nicht, weil es sich um eine frisch renovierte Immobilie handelt. "Rechtlich ist alles legal. Aber es gibt ein gewisses Vertrauen bei Erbpachtnutzung. Man fühlt sich schon hinters Licht geführt", sagt Boesser, als Sprecherin für den Kommunalausschuss ihrer Fraktion. "Die Stadt hat nicht viele Anwesen, wie diese. Das ist ein Einzelfall und sollte ein Einzelfall bleiben."

Ihre Fraktion will nun forcieren, dass Erbpacht in Zukunft nur mit Auflagen vergeben wird: ausschließlich Privatnutzung und keine Vermietung gegen Höchstpreis.

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