Gesuchter Waffennarr hortete Kriegswaffen in seinem Apartment

Nach dem Tod von Selbstmörder Walter N. (48) findet die Polizei in seinem Appartement Maschinengewehre, halbautomatische Waffen und Tausende Schuss Munition.
von  Nina Job
Maschinenpistolen, Revolver, Gewehre: Bei Walter N. wurden 16 Waffen und 3400 Schuss Munition sichergestellt.
Maschinenpistolen, Revolver, Gewehre: Bei Walter N. wurden 16 Waffen und 3400 Schuss Munition sichergestellt. © Polizei/Nina Job

Nach dem Tod von Selbstmörder Walter N. (48) findet die Polizei in seinem Appartement Maschinengewehre, halbautomatische Waffen und Tausende Schuss Munition.

Isarvorstadt - Der Mann, der sich am Dienstag vor Polizisten in einem Apartment in der Thalkirchner Straße erschossen hat (AZ berichtete), war ein jahrelang gesuchter Waffennarr. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag bekannt gaben, hat der 48-Jährige sterbend noch auf zwei Polizisten geschossen. Insgesamt fielen am Dienstag nach jetzigem Ermittlungsstand drei Schüsse. Auch ein Polizist schoss auf den Sterbenden.

Das war passiert: Am Dienstag Nachmittag rief Walter N. im Sozialbürgerhaus im Glockenbachviertel an. Der Anlass: Ihm war, wie allen anderen Mietern in dem Haus, zum 31. Mai gekündigt worden. Vor drei Jahren war Walter N. schon einmal aus seiner damaligen Wohnung in der Ehrengutstraße zwangsgeräumt worden. Bei dem Telefonat kündigte er sinngemäß an: „Ich habe eine Glock 19. Wenn ihr mir nicht helft, erschieße ich mich!“

Der Sozialarbeiter verständigte die Polizei. Als zwei Streifenbeamten bei Walter N. eintrafen, eskalierte die Situation. Der gebürtige Bayer war seit Jahren untergetaucht. Walter N. war nirgends gemeldet und ohne Beruf. Offenbar wurde er von Verwandten finanziell unterstützt.

Bereits in den 80er Jahren hatte die Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt: wegen Betruges und illegalem Besitz von Waffen und Munition. 2011 informierte die österreichische Polizei die deutschen Behörden, weil Walter N. von einem illegalen Waffenhändler in Österreich Waffen gekauft haben sollte. Er wurde zur Fahndung ausgeschrieben, aber nicht erwischt.

Als die Polizisten am Dienstag bei Walter N. in der Tür standen, hielt er sich die Glock 19 an den Kopf und drückte ab. „Es kann sich kaum einer vorstellen, dass so etwas möglich ist“, sagte Kriminaldirektor Manfred Gigl vor Journalisten. „Aber nachdem sich der Mann in den Kopf geschossen hatte, war er immer noch handlungsfähig.“ Walter N. schoss danach noch in Richtung Tür. „Das Projektil blieb in einem Mauervorsprung stecken.“ In dieser Bedrohungssituation schoss auch einer der Polizisten – er traf N. in den Oberschenkel. Kurz danach war der tot.

Später fand die Polizei in der Wohnung 16 Waffen, darunter eine Kalaschnikow, eine vollautomatische Maschinenpistole (UZI), Sturmgewehre, eine Pumpgun, Revolver und 3500 Schuss Munition, darunter auch Leuchtspurmunition.

Ob alle Waffen funktionstüchtig sind oder auch Deko-Waffen darunter sind, wird jetzt im Landeskriminalamt geprüft. Der illegale Besitz der Kriegswaffen hätte Walter N. eine Strafe von mindestens einem Jahr Gefängnis eingebracht. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch: „Es gibt keinerlei Hinweise, dass der Mann Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte.“

 

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