Geschändetes Mahnmal für Nazi-Opfer ist restauriert

Die Obermenzinger Gedenktafel war beschmiert worden. Jetzt ist sie wieder gereinigt.
von  Eva von Steinburg
Unbekannte hatten auf die Tafel ein "SS"-Zeichen in weiß gepinselt.
Unbekannte hatten auf die Tafel ein "SS"-Zeichen in weiß gepinselt. © privat

Obermenzing - Dieses Kunstwerk erinnert an die vertriebene, deportierte und ermordete jüdische Bevölkerung von Obermenzing: In über vier Metern Höhe hängt das Mahnmal "Gebeugter leerer Stuhl" an der katholischen Kirche Leiden Jesus Christus nahe der Verdistraße. Es ist die nachdenklich stimmende Bronzeplastik eines Stuhls – ohne Sitzfläche.

Ein QR-Code führt zu mehr Infos (r. unten).
Ein QR-Code führt zu mehr Infos (r. unten). © privat

Unbekannte beschmieren Mahnmal mit SS-Zeichen

2019, über die Osterfeiertage, war der Text auf dem Sockel des Mahnmals von Unbekannten mit dem SS-Zeichen in weißer Farbe beschmiert und geschändet worden. Inzwischen hat die Bildhauerin und Schriftenmalerin Sibylle Semlitsch die goldgelbe Inschrift restaurieren können.

"Das war eine diffizile Arbeit. Der oder die Täter haben die Bronzetafel dick mit schwarzem Lack angesprüht und rechte Symbole aufgepinselt – wie hässlich!", sagt die 51-jährige Pasinger Künstlerin.

Mit einem Plastikspatel hat sie die Schmiererei auf dem Text vorsichtig abgeschabt. Wie bei Goldinschriften auf Grabsteinen hat sie eine frische gelbe Farbe aufgetragen. "Das Mahnmal ist wichtig für die Gesellschaft. Es ist positiv und schön, dass es nun wiederhergestellt leuchtet", sagt Semlitsch.

Verein der Freunde Schluss Blutenburg ermöglichen Reinigung des Mahnmals

Die Idee des gebeugten leeren Stuhls ist, die Leerstelle zu zeigen, die der Verlust der jüdischen Obermenzing im Dritten Reich für ihr Stadtviertel bedeutet. Das Konzept stammt von den Künstlerinnen Marlies Poss und Blanka Wilchfort der Pasinger und Obermenzing Künstlergruppe "Apropo".

Der Verein der Freunde Schloss Blutenburg hatte die Plastik 2016 gestiftet – und seine Reinigung ermöglicht. Immer wieder treffen sich Gruppen an dem Kunstwerk in der Passionistenstraße, zum Gedenken. Ein QR-Code am Sockel führt zu Informationen über die jüdischen Obermenzing, die zwischen 1933 und 1945 Opfer der Nazi-Diktatur geworden sind.

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