Gerüstbauer fasst an Wirtshaus-Reklame - tot
Schwabing - Der Fall ist ziemlich mysteriös. Auf dem Baugerüst an einem Mietshaus in der Feilitzschstraße haben verschiedene Handwerker tagelang gearbeitet. Sie renovierten die komplette Hausfassade. Keinem passierte etwas, bis am Donnerstagnachmittag zwei Gerüstbauer damit begannen, die Konstruktion zu demontieren.
Der 48-jährige Gerüstbauermeister aus München steht auf der zweiten Ebene. Gegen 13.45 Uhr ist es, als der Mann plötzlich wie vom Blitz getroffen zusammenbricht und regungslos auf einer der Laufplanken liegenbleibt.
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Ein Mitarbeiter sieht seinen bewusstlosen Chef und willhelfen. Doch kaum kommt er in die Nähe des 48-Jährigen erleidet auch er sofort einen heftigen Stromschlag. Der 28-Jährige hat Glück, er bleibt unverletzt.
Über Handy verständigt der Gerüstbauer den Rettungsdienst. Ein Notarztteam versucht, den 48-Jährigen zu stabilisieren. Der Gerüstbauermeister wird in eine Klinik auf die Intensivstation gebracht.
Spannung von fast 200 Volt
Doch auch dort kann man dem Münchner nicht mehr helfen. Der verheiratete Familienvater ist bereits tot.
Die Polizei wird eingeschaltet. Die Beamten untersuchen die Gerüstkonstruktion. Ein Techniker der Stadtwerke prüft auch die Leuchtreklame der Gastwirtschaft im Erdgeschoss, die die beiden Gerüstbauer berührt hatten. Dabei stellt der Elektriker fest, dass die Reklametafel zum Unglückszeitpunkt unter Strom stand. Nahezu 200 Volt zeigt das Messgerät an, etwa so viel Spannung wie eine normale Steckdose in einem Haushalt.
„Es besteht der begründete Verdacht, dass der Gerüstbauer dadurch einen tödlichen Stromschlag erlitten hat“, sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. In der Gerichtsmedizin soll der Tote obduziert werden, um festzustellen, ob eine Vorerkrankung vorgelegen hat.
Inzwischen hat die Kripo die Ermittlungen zu dem tödlichen Arbeitsunfall übernommen. Ein Gutachter wurde beauftragt, die Reklametafel zu untersuchen. Unklar ist, warum die Anlage unter Strom stand. Möglicherweise waren die Anschlüsse defekt. In so einem Fall hätte ein sogenannter FI-Schalter die Stromversorgung in Sekundenbruchteilen unterbrechen müssen.
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