Gerd Käfer: Schaumige Maß im Augustiner Keller

Feinkost-König Gerd Käfer geht am liebsten in den Augustiner-Keller zu seinem Ex-Mitarbeiter und hat Extrawünsche
von  Kimberly Hoppe
Für Gerd Käfer ist eine schaumige Maß im Augustiner Keller, wie ein Sprung in den Starnberger See.
Für Gerd Käfer ist eine schaumige Maß im Augustiner Keller, wie ein Sprung in den Starnberger See. © API/Tinnefeld

Ludwigsvorstadt/München - Wirklich jeder erkennt ihn, grüßt, klopft ihm auf die Schulter. „Gut schaust aus!“ oder „Hast du abgenommen?“ sagen die Leute. Ja, gut schaut er aus. Und, ja, abgenommen hat er auch.

Für Feinkost-König Gerd Käfer (80, 72,5 Kilo) ist es der erste Biergarten-Besuch nach seiner langen Krankheits- und Reha-Geschichte. Umso mehr genießt er es, endlich wieder in seinem Lieblings-Biergarten zu sein – dem Augustiner-Keller. Wirt Christian Vogler hat bis 2001 für den Käfer Partyservice gearbeitet, die beiden Männer verbindet mehr als das Gastro-Geschäft.

Als Käfer in der Klinik war, hat ihm Vogler ein halbes Hendl bringen lassen. Weil er die so liebt. Jetzt sucht er sich einen Tisch aus – nah am Brathendl-Grill. „Ich liebe nicht nur den Geschmack, sondern auch den Geruch“, sagt er. „Ich lass mir immer eine Extra-Portion Butter aufs Hendl schmieren, damit es noch saftiger schmeckt.“

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Auch sonst hat Gerd Käfer, der Über-Perfektionist, Ansprüche. Ans Brotzeitbrettl, das Bier („Ich trinke nur Schnitt – die Schaumige ist frischer“) und überhaupt. Den Radi will er nur längs aufgeschnitten, die Sauren Zipfel als Vorspeise. Wo ist eigentlich das Salz? Ach so, und das Hendl soll geviertelt werden, bittschön, und dazu darf es gern noch ein paar Bratwürste mit Sauerkraut geben. Die schmecken hier sogar noch besser als die vom Uli Hoeneß. Als Abschluss dann gerne Obatzda. Dazwischen: Schnittlauchbrote, die hier laut Käfer, immer frisch zubereitet werden. Anders als auf der Wiesn: „Da werden die Brote morgens geschmiert und schmecken abends nur noch fad und trocken.“

Als Käfer den ersten Schluck seiner Maß nimmt, hellt sich sein Gesicht auf: „Das schmeckt wie ein Sprung in den Starnberger See. So erfrischend und nach Sommer – herrlich! Ein Traum!“

Jetzt, da es ihm wieder besser geht, zieht es ihn dreimal die Woche in den Biergarten. Einmal mittags und zwei Mal abends. „Gemütlicher geht’s nicht. Ich mag und genieße es, dass mich hier jeder erkennt und sich kümmert, dass keine anonyme Atmosphäre herrscht. Ob arm oder reich – man kommt mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Das ist doch das Schönste.“

Betrunken, meint er, sollte man nach einem Biergarten-Besuch nicht immer sein. „Ein bisschen angeheitert reicht völlig.“

Wirt Christian Vogler und seine Frau Petra setzen sich zu Käfer, plaudern über alte Catering-Zeiten und die neuen, komplizierteren Reservierungsregeln für die Wiesn. Trotzdem ist in Käfers Augen der Job als Wiesn-Wirt der beste. Ist er denn traurig, dass er keiner mehr ist? „Ach, nein. Ich habe das über 20 Jahre gemacht. Als Wiesn-Wirt fühlt man sich wie der Präsident von Amerika – und der Job ist ja auch zeitlich begrenzt.“

Gerd Käfer bestellt eine alkoholfreie Maß. Es ist 14 Uhr, er will fit bleiben. Nicht nur den restlichen Tag, sondern generell. „Nach der schweren OP lebe ich nun mein zweites Leben. Ich genieße jeden Tag und möchte mich einfach gut fühlen. Ich möchte noch lange hier sein.“ Trotzdem ruft die Arbeit. Irgendjemand Wichtiges will immer von ihm bekocht und betüddelt werden.

Aber am Abend kommt er nochmal zurück, sagt Käfer: „Heut ist’s so wunderschön, das muss man auskosten.“

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