Gebäude steht seit Jahren leer: Am Perlschneiderhof vergammelt ein Kleinod in München

Pasing - Moos wuchert auf dem Dach, der Wind pfeift durchs Gemäuer – und nun haben die letzten Unwetter auch noch Schindeln vom Dach gerissen und ein beträchtliches Loch hinterlassen. Fraglos, der denkmalgeschützte Perlschneiderhof aus dem Jahr 1850, der auf der idyllischen Würminsel in Pasing seit Jahren leer steht, keine 300 Meter vom Bahnhof entfernt, ist in einem desolaten Zustand.
Dabei hat die Stadt, der die Hälfte des Hofs mit 1.770 Quadratmeter Grund gehört, seit 2016 versucht, auch die zweite Hälfte zu kaufen, um das Anwesen herzurichten. Die ÖDP macht seit Jahren Druck deswegen und hatte im Herbst eine Idee für ein Kulturhaus mit Ateliers, Musik- und Theaterbühne vorgelegt. Aber es geht nichts voran.

ÖDP: Stadt hat "unterirdischen Preis" für den Perlschneiderhof geboten
Die Eigentumsverhältnisse sind kompliziert: Die Stadt hatte in den 1960er Jahren einer von zwei Schwestern ihren Erbanteil abgekauft. Die andere Schwester behielt ihre Hälfte und vererbte sie.
Der heutige Erbe ist auf Betreuung angewiesen, will zwar verkaufen, aber über den Kaufpreis herrscht Uneinigkeit. Die Stadt habe einen "unterirdischen Preis" geboten, klagte ÖDP-Stadträtin Nicola Holtmann – weshalb das Betreuungsgericht die Konditionen ablehnte.
2020 wurde der Gutachterausschuss für Grundstückswerte eingeschaltet, um den Verkehrswert zu ermitteln. Dessen Gutachten liegt zwar inzwischen vor. Allerdings sind seit 2020 wieder drei Jahre ins Land gegangen. Nun werde das Gutachten "gerade beim Amtsgericht geprüft", erklärt eine Sprecherin im Kommunalreferat, das für den Ankauf zuständig ist, man warte auf die Entscheidung.
Bis die nicht da ist, könne die Stadt zwar im Rahmen des Bauunterhalts größere Schäden beheben, um den Hof notdürftig zu erhalten, Zugang zum Gebäude habe man aber nicht.
Perlschneiderhof: Schäden sollen "so schnell wie möglich" behoben werden
Die Rathaus-ÖDP mag das alles nicht mehr abwarten. Per Dringlichkeitsantrag will sie erreichen, dass der Stadtrat in der nächsten Vollversammlung am 26. Juli über das Ergebnis des Gutachterausschusses informiert wird. Auch den Stand der Kaufverhandlungen will die ÖDP erklärt haben.
Außerdem soll die Stadt die neuen Schäden auf der Westseite des Dachs und des Gebäudes "zumindest provisorisch so schnell wie möglich beheben", soweit das rechtlich möglich sei. Denn sonst riskiere man, dass der historische Perlschneiderhof nur noch weiter verfällt.