Gasteig-Umbau: Das nächste Drama im Kulturzentrum
München - In München wird gerne über die massiven Kosten und komödienreifen Querelen beim Bau der Elbphilharmonie gespottet. Langsam schaut es aber so aus, als könnten die Hamburger bald über uns lachen. Vom staatlicherseits geplanten Neubau im Werksviertel hört man derzeit landtagswahlbedingt nichts. Dafür entwickelt sich der Gasteig-Umbau in Richtung Farce.
Bis vor kurzem hieß es, dass sich Gasteig-Chef Max Wagner mit den ursprünglichen Architekten in bestem Einvernehmen befinde. Seit zwei Wochen ist klar, dass Eike Rollenhagen rote Linien formuliert hat und am unzeitgemäßen Festungscharakter des Baus festhalten wolle. In der Schlussrunde des Architekturwettbewerbs entschied sich die Jury am Freitag rein zufällig für den Entwurf, der den Bau am wenigsten verändert.
Unterlegene Mitbewerber erwägen Einreichung einer Rüge
Das stößt nun den Mitbewerbern sauer auf. Die beiden unterlegenen Büros Tobias Wulf (Stuttgart) und Thomas Auer (München) erwägen die Einreichung einer Rüge und im Fall einer Folgenlosigkeit rechtliche Schritte bei der Vergabekammer der Regierung von Oberbayern. Außerdem kritisieren sie, dass das siegreiche Büro wegen vorbereitender Untersuchungen über einen Wissensvorspung verfügt habe.
Eigentlich wollte der Stadtrat am kommenden Mittwoch die endgültige Erteilung des Auftrags an das siegreiche Büro Henn beschließen. Ob das angesichts der drohenden Klagen eine gute Idee ist?
Noch vor einer Woche bezeichnete der Gasteig-Aufsichtsratschef Josef Schmid (CSU) die Kritik der SPD als billiges Wahlkampfmanöver. Schmid wechselt in den Landtag – die von ihm zu verantwortenden Probleme können nun andere lösen. Mit jedem Rechtsstreit und jeder Verzögerung wird der bereits abschreckend teure Gasteig-Umbau noch teurer. Und es besteht die Gefahr, dass wegen tausend Kompromissen nichts wirklich besser wird. Und womöglich wäre noch immer ein Abriss und ein Neubau billiger und besser.