Gasteig: Stadt München weiter für Generalsanierung

Trotz der Querelen rund um die Gasteig-Sanierung hält der Stadtrat an der umfangreichen Sanierung fest. CSU, Grüne und Linke stimmenam Mittwoch im Stadtrat dafür.
von  Robert Braunmüller
Trotz Querelen will der Stadtrat die umfangreiche Generalsanierung des Gasteigs (Archivbild).
Trotz Querelen will der Stadtrat die umfangreiche Generalsanierung des Gasteigs (Archivbild). © Peter Kneffel/dpa

München - Einen "toten Gaul“ solle man nicht weiterreiten. Mit diesem Bild warb Alexander Reissl im Stadtrat gegen eine Generalsanierung des Gasteig. Wieso brauche die Volkshochschule Räume mit Tageslicht, spottete der SPD-Fraktionschef, wenn die meisten Kurse ohnehin abends stattfänden? Außerdem, so ließ er durchblicken, gebe man für die Stadtteilkultur eine Menge Geld aus. Das sei wichtiger wie irgendwelche Hochkulturzentren.

Reissl gab den Volkstribun, gepfeffert mit einem kleinkarierten Affekt gegen bildungsbürgerliche Luxuswünsche. Aber es war mehr Theater: Einen förmlichen Antrag hatte die SPD nicht riskiert. Grüne und Linke stimmten für den Antrag, an der Generalsanierung festzuhalten. Oberbürgermeister Dieter Reiter stimmte mit der SPD dagegen.

Gasteig-Sanierung: Rechtsstreit befürchtet

Die vorangehende Debatte gab einen guten Überblick über die Argumente für und gegen die Generalsanierung. Reissl hält das Vergabeverfahren für gescheitert. Er fürchtet endlose Rechtsstreitigkeiten mit den ursprünglichen und den im Wettbewerb unterlegenen Architekten. Florian Roth (Grüne) wunderte sich über den Kurswechsel der SPD, die auf ihn planlos wirke. Richard Quaas (CSU) warnte davor, das ohnehin schwierige öffentliche Bauen durch den mutwilligen Umschmiss längst gefasster Beschlüsse noch komplizierter zu machen. Brigitte Wolf (Linke) betonte die integrierende Wirkmacht der Kultur für die Stadtgesellschaft.

Thomas Ranft (Hut/FDP) möchte als Plan B lieber ein neues Kulturzentrum in der Paketposthalle bauen, statt den Gasteig aufwendig generalzusanieren. Vor der Abstimmung erläuterte Kulturreferent Hans-Georg Küppers die Vorzüge der Generalsanierung am Beispiel der Stadtbibliothek, deren Räume gewandelten Anforderungen nicht mehr entsprächen, weil die Leute heute nicht mehr nur Bücher ausleihen würden. Bibliotheken seien heute kommerzfreie öffentliche Räume zum Arbeiten.

Kosten dürften weiter steigen

Max Wagner, der Gasteig-Geschäftsführer, wies mit düsterer Miene darauf hin, dass der von der SPD gewünschte Kurswechsel juristisch heikel und auch kaum gratis zu haben sei. Auch müsste der bereits abgeschlossene und von Yasuhisa Toyota gewonnene Akustik-Wettbewerb für die Philharmonie wiederholt werden. Das Thema Gasteig bleibt uns weiter erhalten.

Denn in einem hat Reissl recht: 2017 wurde keine Generalsanierung beschlossen, lediglich ihre Planung. In ein, zwei Jahren wird im Rathaus darüber abgestimmt, welche Wünsche der im Kulturzentrum am Isarhochufer ansässigen Institutionen erfüllt werden könnten. Da das Bauen bis dahin gewiss nicht billiger wird, ist mit Abstrichen zu rechnen. Die SPD ist allerdings nun in der angenehmen Lage, bei jedem neuen Gasteig-Problemchen sagen zu können, sie hätte immer schon vor den Schwierigkeiten gewarnt. Nur kriegt man von der Rechthaberei allein kein zeitgemäßes Kulturzentrum.

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