Fußabdruck im Gesicht überführt U-Bahn-Schläger

Zwei Bauarbeiter verprügeln drei Fahrgäste am Hauptbahnhof: Ein Opfer stürzt ins Gleis, zwei werden verletzt. „Ich schäme mich“, sagt einer der Angeklagten vor Gericht.
München - Dass die Männer auf dem Überwachungs-Video der U-Bahn sturzbetrunken gewesen sein sollen, mag man nicht glauben. So schnell liefen sie nach der Prügelorgie am Bahnsteig weg. Zuvor hatten die beiden brutal zugeschlagen und getreten. Eines ihrer Opfer fiel sogar ins Gleisbett. Seit gestern wird den beiden Cousins am Landgericht der Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung gemacht.
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Am 12. Oktober sind Piotr B. (24, Namen geändert) und Stanislaw G. (22) im Münchner Nachtleben unterwegs, um einen fertigen Bau-Job zu feiern. Bier und Whisky fließen reichlich. Gegen 1.50 Uhr in der Frühe schlendern die Cousins über den Bahnsteig der U4/U5 am Hauptbahnhof München.
Drei junge Männer kommen ihnen entgegen. Stanislaw G. fährt kurz den Ellenbogen aus und rempelt so eines der Opfer an. Davon konnten sich die Prozessbeteiligten dank des im Gerichtssaal vorgeführten Videos selbst überzeugen. Hans G. (30) dreht sich um. Sein Freund Peter T. (41) tut dasselbe und bekommt in diesem Moment völlig überraschend einen Schlag ins Gesicht. Laut Anklage von Piotr B., vermutlich mit der Faust. Peter T. verliert nach der Attacke das Gleichgewicht, taumelt und stürzt ins Gleisbett.
Oben am Bahnsteig eskaliert die Situation. Die beiden Cousins schlagen und treten auf die beiden anderen Männer ein. Beide Opfer werden schwer verletzt und bewusstlos.
Nach der Tat laufen die Cousins weg, werden aber nur Minuten später auf einem anderen Bahnsteig gestellt. Zwei Passanten ziehen Peter T. aus dem Gleis. Er hatte Glück, dass keine U-Bahn kam.
Die Ermittler werden später die Gesichtsmaske eines Opfers rekonstruieren, die das Profil eines Schuhs zeigt. Stanislaw G. gibt unumwunden zu, dass das sein Schuh war. „Ich schäme mich“, sagt er.
Er kann sich wie sein Cousin nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern. Die Blutproben ergaben 1,67 und 2,27 Promille. Auch die Opfer waren alkoholisiert, auch sie erinnern sich nicht an alle Details. „Es ging alles so schnell“, sagt einer im Zeugenstand.
Der Prozess wird fortgesetzt.