Freitag in München: Mann verprügelt, weil er schwul ist - Auge verloren?

Ein Schwulenhasser zertrümmert das Auge von Gregor P., als der im Glockenbachviertel Geburtstag feiert. "Es hätte jeden treffen können."
München - Der Knochen unterm Auge ist zertrümmert. Die linke Gesichtshälfte gelähmt, weil der Nerv eingeklemmt ist. Nase und Oberlippe sind taub. Die Ärzte fürchten, dass sich die Netzhaut von Gregor P. (30) ablösen könnte. "Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Gregor P. mit angenehm ruhiger Stimme. "Es hätte jeden treffen können." Jeden Schwulen, muss man ergänzen. Denn Gregor P. wurde von einem Schwulenhasser verprügelt.
Am Freitag hatte er mit Freunden seinen 30. Geburtstag gefeiert. Nachdem sich die Runde aufgelöst hatte, war er mit Frank K. (32, Name geändert) und dessen Freund auf dem Heimweg durch die Müllerstraße. An der Theklastraße kommen ihnen drei junge Männer entgegen. Einer bezeichnet sie als "Scheiß Schwuchteln".
Als Gregor P. ihn fragt, was sein Problem sei, wird er bespuckt und beschimpft. Plötzlich schlägt der Unbekannte Gregor P. mit voller Wucht mit der Faust ins Gesicht. Gregor P. fällt mit dem Hinterkopf gegen einen Stromkasten, sackt auf den Boden und bricht abermals zusammen, als er aufstehen will. Der Täter und seine zwei Freunde fliehen Richtung Fraunhoferstraße. Es ist 00:56 Uhr.
"Was für einen Hass muss er in sich gehabt haben, um mit einem Schlag so etwas anzurichten?" fragt Frank K.. Zuvor, das berichten schnell Hinzugekommene aus der Prosecco-Bar und dem schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum Sub, hatten die drei Unbekannten vor dem Sub gepöbelt und eine Regenbogenflagge abgerissen.
Das bayerische Landeskriminalamt listet für das vergangene Jahr 21 politisch motivierte Straftaten mit den Kriterien Hasskriminalität und sexuelle Orientierung auf. Ein Jahr davor waren es 32 solcher Delikte gewesen, 2014 sogar 49. Es gebe aber eine hohe Dunkelziffer, sagte Sprecher Markus Ulrich vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD).
Anstieg von anti-schwulen Gewalttaten
Nicht alle Opfer gingen zur Polizei und outeten sich. Auch hätten viele Homosexuelle Vermeidungsstrategien entwickelt – überlegten sich vorher, wo sie in der Öffentlichkeit Händchen halten oder in welches Fitnessstudio sie gehen. Christoph Knoll von der Beratungsstelle vom Sub registriert in München Gegenteiliges: "Wir bemerken einen leichten Anstieg von anti-schwulen Gewalttaten und Beleidigungen in München." Jeder Schwule habe bereits Diskriminierung erfahren.
Zeugenaufruf
Gregor P. wird im Sub zur Beratung für Opfer von Gewalt gehen. "Noch setzt mir das psychisch ziemlich zu", sagt der Versicherungsangestellte.
Damit der Mann gefunden wird, der ihn in seinem sinnlosen Hass krankenhausreif geprügelt hat, bittet er, dass sich Zeugen bei der Polizei (Tel.: 29100) melden.
Er beschreibt den Täter als Deutschen Anfang zwanzig, mit blonden, mittellangen Haaren, einer dunklen Kappe und Jacke. Wenn die Schwellung zurückgegangen ist, wird Gregor P. einen künstlichen Knochen am Auge eingesetzt bekommen. Dann will er wieder raus und weitermachen wie bisher.
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