Freimann: Zehn Tonnen Sprengmittel in Garten gefunden. Sperrzone bis Mai
Bauarbeiter in Freimann sind auf zehn Tonnen Sprengmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen. Wegen des Abtransportes müssen Anwohner ihre Häuser verlassen. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Freimann - Eine Sperrzone mitten durch den Hausflur. So sehen für Rudolf Mende die nächsten Wochen aus. In seinem Wohnzimmer wird er sich tagsüber noch aufhalten dürfen, die Küche darf er dann allerdings nicht betreten. Das Haus durch die Eingangstür verlassen? Geht auch nicht.
Der Grund: Im Garten eines Einfamilienhauses in Freimann sind große Mengen Sprengmittel gefunden worden: Granaten, Minen und Munition aller Art – insgesamt etwa zehn Tonnen.
Das explosive Material lagerte in einem betonierten Becken, zugeschüttet mit Erde. Weil die Behörden davon ausgehen, dass 90 Prozent der Kampfmittel noch funktionsfähig sind, muss nun geräumt werden. 40 Tage lang wird das Sprengkommando Granate für Granate entschärfen. Dafür wird auch eine Sperrzone eingerichtet.
"Ich verstehe, dass sie absperren, aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll", schimpft Rudolf Mende. "Es ist ein Albtraum", sagt eine andere Anwohnerin verzweifelt. Sie will ihre wichtigsten und wertvollsten Sachen zusammenpacken – "man weiß ja nie".
Wer die Gegend näher kennt, für den ist der Fund keine Überraschung. Auf Höhe des Zwergackerwegs habe sich früher ein Schießplatz befunden, sagt Alexander Klotz, Historiker und Chef des örtlichen Bezirksausschusses. Dieser sei schon im 19. Jahrhundert genutzt worden, und dann verstärkt unter den Nazis im Dritten Reich.
Als der Zweite Weltkrieg vorbei war, nutzten die Amerikaner den Schießplatz weiter. Die Hinterlassenschaften der Nazis wurden dabei nicht selten einfach am Rand des Platzes vergraben. "Solche wilden Deponien gibt es in Freimann vermutlich noch mehrere", schätzt Klotz. Der aktuelle Fund sei für ihn deshalb "nichts Ungewöhnliches – von der Menge her aber dann doch erstaunlich".
2012 baute Familie Hutchinson ein Haus auf dem Nachbargrundstück. Schon damals wurde das Betonbecken mit Munition entdeckt und auf diesem Grundstück auch entfernt. Die Kosten mussten die Hutchinsons selbst tragen. Damals vermutete man, dass das Becken bis in den benachbarten Garten ginge. Es stimmte.
"Ich war überrascht, wie groß das Becken ist und wie viel hier liegen soll", sagt die Eigentümerin des Hauses, die ihren Namen nicht in der AZ lesen möchte, in dem die zehn Tonnen Sprengmittel jetzt gefunden worden sind.
Seit 1954 wohnt sie bereits dort, inzwischen mit Tochter und zwei Enkeln unter einem Dach – das Haus haben ihre Eltern gebaut.
Die Kosten für die Entfernung der Munition – liegen sie fünfstelligen Bereich? Die Hausbesitzerin lacht gequält: "Wenn’s nur das wäre..."
Offenbar sollen die Beseitigungskosten sogar im hohen sechsstelligen Bereich liegen. "Das würde ihre Existenz ruinieren, dabei kann sie ja nichts dafür", so eine Nachbarin.
Anwohnerin Katrin Hutchinson versucht, die Situation möglichst optimistisch zu sehen: "Zumindest hat mein Chef mir erlaubt, meinen Hund mit in die Arbeit zu nehmen. Hier kann ja keiner hin und mit ihm Gassi gehen."

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