Flüchtlinge am Rindermarkt: Hungern. Dursten. Sterben?

Aus Protest gegen die deutsche Flüchtlingspolitik und die bayerische Praxis verschärfen die 70 Flüchtlinge, die in der City campieren, ihren Hungerstreik: Sie wollen auch nichts mehr trinken
von  John Schneider
Flüchtlinge protestieren am 24.06.2013 am Rindermarkt mit einem Hungerstreik für die Anerkennung ihrer Asylanträge.
Flüchtlinge protestieren am 24.06.2013 am Rindermarkt mit einem Hungerstreik für die Anerkennung ihrer Asylanträge. © dpa

Altstadt - Wenn sie ihre Ankündigung wahr machen, dann könnte es auf dem Rindermarkt bald Tote geben. Die 70 Asylsuchenden, die am Samstag spontan in den Hungerstreik gegangen waren, kündigten gestern eine Verschärfung ihres lebensbedrohlichen Protestes an. „Wir werden nun auch nichts mehr trinken”, sagte ein Sprecher. „Wir sind uns bewusst, dass wir unser Leben und unsere Gesundheit riskieren. Die Verantwortung dafür liegt bei den deutschen Behörden.”

Trockener Hungerstreik. So nennen die auf dem Rindermarkt kampierenden Asylsuchenden aus dem Irak, Bangladesch, Pakistan, Myanmar, Syrien und Afghanistan ihre Aktion. Sie protestieren mit ihrer Aktion gegen die Bedingungen, die sie in bayerischen Asylbewerberheimen vorfinden. Die Hungerstreikenden fordern ein Ende der Praxis, Flüchtlinge jahrelang eingepfercht unterzubringen, ihnen Essenspakete zu geben und sie so zu einer bestimmten Ernährung zu zwingen. Es gebe viele, die sich umbringen, weil sie es nicht mehr aushalten. Das alles seien Formen der Gewalt, erklärt einer der Hungernden – und erntet Beifall.

Vor allem aber wollen die Streikenden eine Anerkennung als politisch Verfolgte nach Artikel 16a des Grundgesetzes erreichen. Bislang habe aber noch kein Behördenvertreter Kontakt mit ihnen aufgenommen. Die Asylsuchenden appellierten auch an die Münchner, die „menschenverachtende” Flüchtlingspolitik nicht mehr zu unterstützen.

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