Flip muss schließen

Nach 26 Jahren muss der Modeladen „Flip“ in der Feilitzschstraße schließen – die Gründe.
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Bilder nach der Bombe: So hat es am 29. August 2012 beim „Flip“ in der Feilitzschstraße ausgesehen. Foto: Peter Kneffel
dpa Bilder nach der Bombe: So hat es am 29. August 2012 beim „Flip“ in der Feilitzschstraße ausgesehen. Foto: Peter Kneffel

Schwabing - Ihre Stimme klingt immer noch energisch. „Ich habe zwei Jahre lang gekämpft wie eine Löwin“, sagt Gabriele Bohlen. Genützt hat es nichts. Ende des Jahres muss sie ihren Modeladen „Flip“ in Schwabing schließen.

Zwei Jahre sind vergangen, seit in der Feilitzschstraße die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die jahrzehntelang unter der „Schwabinger 7“ geschlummert hatte, gesprengt wurde – genau gegenüber von Bohlens Laden.

Sie sagt: „Wir dachten ja am Anfang nicht, dass das so ein Chaos wird. Erst als ich die Explosion gehört und das Feuer gesehen habe, dachte ich: Das ist das Ende.“ Mehrere Wochen blieb der Laden geschlossen. Die Fenster waren gesplittert, sogar die Rahmen hatte die Druckwelle aus der Wand gedrückt.

Als das „Flip“ endlich wieder geöffnet hatte, tröpfelten langsam wieder Kunden herein. Doch statt Fragen zu Kleidern und Größen hörten Bohlen und ihr Geschäftspartner oft: „Stört Sie der Lärm nicht? Das ist ja schrecklich.“

Mit den gesplitterten Scheiben und einem Gerüst um das Haus dauerte es fast ein Jahr, bis die Kunden endlich wieder die Schaufenster des Flip sehen konnten. Die Vermieter gewährten eine geringe Mietminderung – nicht genug, um mit einem Umsatzrückgang um die Hälfte über die Runden zu kommen.

Auch als die Gerüste weg und die Scheiben erneuert sind, wird es nicht besser. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird nun der Neubau errichtet. Wieder Baulärm, wieder Staub, wieder ausbleibende Kunden. „Ich habe immer gedacht, wenn der Neubau steht, kriegen wir’s hin“, sagt Gabriele Bohlen. Doch kaum steht das Haus, werden in der Feilitzschstraße neue Wärmeleitungen verlegt. Die Straße wird zur Einbahnstraße, teilweise ist sie für Baustellenfahrzeuge komplett gesperrt. Kunden, die früher mit dem Auto kamen und für guten Umsatz sorgten, sagt Bohlen, blieben weg.

Mitte Oktober ist klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann und Gabriele Bohlen und ihr Partner den Laden nicht mehr halten können: „Ich hätte nie gedacht, dass uns das Schicksal so mitspielt.“ Zum Ende des Jahres wird das Flip schließen. Nach 26 Jahren. „Wahnsinnig traurig“ seien sie, sagen die Betreiber. Schwabing verliert eine kleine Institution. Einen „Kultladen“, in dem schon Paris Hilton und Heidi Klum eingekauft haben, wenn sie in der Stadt waren.

„Wenn man etwas Besonderes wollte, ist man ins Flip gegangen“, sagt Gabriele Bohlen. Sie hofft, dass nun wenigstens viele Kunden zum Räumungsverkauf kommen oder ihnen doch noch jemand neue Räume anbietet – „nicht in einer „Unglücksstraße“.

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