Fliegergranate in Feldmoching: Blindgänger im Maisacker

Feldmoching - Einen Meter tief liegt die Flakgranate im Maisacker, als Dieter Neumann und Markus Münzner sie am Montagmittag finden. Vorsichtig graben die beiden Chefs der privaten Kampfmittelfirma Mun-Ortung sich mit Spaten und Kelle hinunter, sehen die Querriffelung im Eisen. Dann alarmieren sie das Sprengkommando des Freistaats.
"Dass das ein ungesicherter Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ist, war schnell klar", erzählt Neumann der AZ, "sowas sollte man nicht berühren oder mechanisch bewegen". Die nächsten Häuser und Gärten hier am Lerchenauer Feld in Feldmoching stehen kaum 50 Meter entfernt, viele Senioren und Familien leben um den Acker herum. Wenn ein Trumm dieser Art explodiert, fliegen eiserne Splitter mit 600 Metern pro Sekunde durch die Luft.
Polizei sperrt mehrere Straßen am Dienstag
Über Nacht bewachen deshalb Polizisten die Fundstelle. Früh um 8 Uhr am Dienstag müssen rund 120 Anwohner entlang der Ponkratz- und Josef-Zintl-Straße, die das Feld nördlich und westlich umrahmen, ihre Häuser verlassen und sich auf der gegenüberliegenden Seite des Ackers sammeln.
Einsatzkräfte kontrollieren die Gebäude und sperren Straßen ab. Ein Löschzug der Feuerwehr steht in der Nähe bereit. Auf die Flakgranate wird ein riesiger Haufen aus nassem Sand gekippt – als Dämpfung. Als das Sprengkommando dann um 9.34 Uhr die Granate kontrolliert explodieren lässt, macht es nur einen kurzen Wumms. Dann ist alles vorbei.
"Da wird immer wieder was auftauchen"
Auch Renate und Johann Wenzel (beide 79), die seit 1964 an dem Acker wohnen, haben ihr Haus verlassen müssen, das keinen Steinwurf vom Fundort entfernt liegt. Aus ihrem Garten schauen sie über das freie Feld Richtung Süden genau auf den Olympiaturm. Besorgt gewesen? "Wieso", sagt Johann Wenzel, "wir sind in unserem Alter doch Kriegskinder, da wird immer wieder was auftauchen."
Da wird er recht haben. Auf dem rund 24 Hektar großen Acker soll ein Neubaugebiet mit 1.600 Wohnungen und ein Schulcampus entstehen. Die privaten Kampfmittelexperten Dieter Neumann und Markus Münzner haben im Auftrag des Bauherren das Feld deshalb schon vor vier Monaten systematisch vorsondiert.
An die 600 Mal habe das Magnetometer angeschlagen, das bis in vier, fünf Metern Tiefe Eisenteile findet – wie Weltkriegsbomben, Panzer- und Handgranaten oder Eisensplitter. An all diesen Stellen graben sie nun seit Montag, drei bis fünf Wochen. "Dass da noch mehr herauskommt, ist sehr wahrscheinlich", sagt Neumann. Und erklärt am Ende etwas sehr Beruhigendes: "Wo wir mal waren, kann man auch 20 Meter in die Tiefe baggern. Da passiert nix mehr."