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Festnahme nach Mord in Riem: Unbekannte wollen Teenager befreien

Als die Beamten einen der Verdächtigen festnehmen, eskaliert die Situation. Rund 20 Personen haben versucht, den 16-Jährigen zu befreien – auch durch den Einsatz von Pfefferspray.
von  Michael Schleicher, Ralph Hub
Bei der Festnahme eskalierte die Situation. (Symbolbild)
Bei der Festnahme eskalierte die Situation. (Symbolbild) © Stefan Sauer/dpa/Illustration

Riem - Schneller Fahndungserfolg für die Mordkommission. Die Ermittler haben am Mittwochabend den letzten der drei Jugendlichen festgenommen, die mit dem Mord an einem 21-Jährigen in Riem in Verbindung gebracht werden.

Marihuana-Kauf in München geplant

Der 21-Jährige und sein Freund (16) waren am vergangenen Samstag für einen Drogendeal von Coburg nach München gekommen. Von einem 16-Jährigen aus Riem und dessen beiden Freunden (16 und 17) wollten sie nach AZ-Informationen rund ein Kilo Marihuana kaufen.

Man verabredete sich zur Übergabe in einer Grünanlage der Messestadt. Das Trio besaß allerdings keinerlei Drogen. „Es ging von Anfang an nur um das Geld, das sie den beiden Käufern abnehmen wollten“, sagt Polizeisprecher Marc Aigner.

Der 21-Jährige ging mit dem 16-Jährigen aus Riem zu einer Wohnanlage in der Nähe. Dort sollte der Drogendeal offenbar in einer Tiefgarage oder einem Treppenhaus über die Bühne gehen. Die andern Jugendlichen blieben in der Grünanlage an der Elisabeth-Mann-Borgese-Straße zurück.

Als der 21-Jährige begriff, dass er hereingelegt werden sollte, kam es zum Streit mit dem 16-Jährigen. Der Oberfranke erlitt dabei eine lebensgefährliche Stichwunde. Blutend schleppte er sich zu der Grünanlage zurück, wo er zusammenbrach. Eine Zeugin alarmierte den Rettungsdienst. Der 21-Jährige starb später im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzung. Der 16-Jährige und seine beiden Komplizen flüchteten.

17-Jähriger stellt sich selbst

Der 17-Jährige aus Berg am Laim stellte sich freiwillig am Dienstag bei der PI 24 (Perlach) und packte aus. Die Fahnder kannten damit auch die Identität der anderen beiden Jugendlichen. Ein 16-Jähriger wurde am Mittwoch bei seinen Eltern in Riem von der Polizei festgenommen.

Der mutmaßliche Haupttäter befand sich aber weiter auf der Flucht. Zivilfahnder nahmen den 16-Jährigen noch am selben Tag gegen 19.25 Uhr am Platz der Menschenrechte an den Riem Arcaden fest. Der Jugendliche wehrte sich massiv gegen die Polizisten. Obwohl er bereits gefesselt und fixiert war, versuchte er zu fliehen.

Unbekannte wollen Teenager befreien

Als die Beamten ihn zum Streifenwagen brachten, brach auf dem Platz ein Tumult aus. Etwa 20 umstehende junge Männer solidarisierten sich mit dem Jugendlichen. Ob sie wussten, dass es sich dabei um einen mutmaßlichen Mörder handelt, ist unklar. Sie griffen die Beamten an, um den 16-Jährigen zu befreien. Dabei setzte jemand Pfefferspray gegen die Beamten ein. Drei Polizisten erlitten leichte Verletzungen.

Rund 30 Streifenwagen waren an den Riem Arcaden im Einsatz. Die Beamten nahmen fünf der Aufrührer im Alter von 16 bis 23 Jahren fest. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand und versuchter Gefangenenbefreiung ermittelt. Gegen einen 16-Jährigen, einen 21-Jährigen und einen 22-Jährigen erging am Donnerstag Haftbefehl. Die anderen beiden kamen wieder frei.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 16-Jährigen mutmaßlichen Mörder Haftbefehl beantragt. „Wir gehen davon aus, dass das Mordmerkmal der Habgier erfüllt ist“, sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Ein Ermittlungsrichter entschied, dass der Jugendliche in die JVA Stadelheim gebracht wird.

Der zweite 16-Jährige kam am Donnerstag frei, ebenso wie schon zuvor der 17-Jährige. Gegen die beiden Azubis wird wegen schweren Raubes ermittelt.

Ähnlicher Fall im vergangenen Dezember

Einen ähnlich gelagerten Vorfall gab es erst im vergangenen Dezember: Auch hier gab es einen Streit um Drogen, am Ende wurde ein 17-Jähriger durch einen Stich ins Herz getötet.

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