Feldmoching: Zwei Stunden Schulweg

Im Stadtbezirk gibt es kein Gymnasium. Die Kinder werden daher umverteilt. Sehr lange Schulwege sind die Folge.
Bettina Funk |
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Bis zu zwei Stunden sind die Schüler mit Schulbussen und S-Bahn unterwegs. (Archivbild)
dpa Bis zu zwei Stunden sind die Schüler mit Schulbussen und S-Bahn unterwegs. (Archivbild)

Feldmoching - Zwischen 50 und 60 Minuten fährt Marie jeden Tag zur Schule nach Unterschleißheim. Und zurück nochmal so lange. "Der Schulbus bei uns hier in Feldmoching kommt so, dass Marie erst die S-Bahn um 7.21 Uhr bekommt", erzählt ihre Mutter Alica Stadler.

Aber mit dieser S-Bahn kommt Marie fast immer zu spät zur Schule. "Wenn mal alles pünktlich ist, kommt Marie 7.41 Uhr an der Schule an", so Stadler. Aber oft hat die S-Bahn Verspätung. Schulbeginn ist um 7.50 Uhr. Der Puffer von neun Minuten ist zu klein. "Von der Stadt heißt es, dass der Schulbus gesetzt ist und dass diese Verbindung ausreicht. Das tut sie aber nicht und ich kann Marie nicht jeden Tag fahren."

Feldmoching ist der einzige Stadtbezirk ohne Gymnasium

Marie mag ihre neue Schule in Unterschleißheim. "Wenn ich könnte, würde ich am liebsten die ganze Schule hier in die Nähe holen", sagt die Fünftklässlerin. "Am Anfang hatte ich Angst vor dem Schulweg." Und die S-Bahn nach Unterschleißheim ist sehr voll. "Stehen muss ich immer, oft sehr eingeengt", erzählt sie.

Diesen Stress muss die 10-Jährige aushalten, weil sie in Feldmoching wohnt. Denn der 24. Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl ist der einzige Bezirk ohne Gymnasium. Vor einem Jahr eröffnete das Gymnasium München-Nord im benachbarten Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart. "Dort haben wir uns beworben, denn es ist von uns aus die nächstgelegene Schule", erzählt die Mutter. Aber sie wurden abgelehnt. Der Grund: Die Familie wohnt zu weit von der Schule entfernt. "Wir sind aus allen Wolken gefallen, man hat gedacht, man würde auf der nächstgelegenen Schule genommen."

Schule aussuchen? Von wegen!

Alica Stadler setzt sich nun mit drei anderen Müttern in einer Elterninitiative dafür ein, dass an dieser Situation in Feldmoching-Hasenbergl etwas geändert wird. "Man hatte ja groß verkündet, dass für den Norden endlich ein Gymnasium zur Verfügung steht und wir sind doch der Norden", sagt Anke Blankenburg-Guist von der Initiative Gym24.

Die Kinder, die abgelehnt werden, werden dann auf andere Schulen in der weiteren Umgebung verteilt. Zum Beispiel auf das Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim.
Man nehme den Eltern und Kindern so auch die Möglichkeit, sich eine Schule auszusuchen, heißt es von der Initiative. Deshalb fordern die Eltern ein Gymnasium in Feldmoching.

Vor den Sommerferien hat die Initiative Gym24 eine Petition dafür gestartet und bisher rund 500 Unterschriften gesammelt. "Zurzeit gehen aus Feldmoching 71 Kinder in Unterschleißheim zur Schule. 26 davon sind Fünftklässler", so Anke Blankenburg-Guist. "Grundsätzlich ist für den 24. Stadtbezirk kein Gymnasium zuständig, da wir nirgendwo in den Radius, in dem eine Schule Kinder aufnimmt, hineinfallen."

Die Stadtschulrätin kennt das Problem

Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) weiß um das Problem und sieht den Bedarf für ein weiteren Gymnasium im Münchner Norden. "Wir sind aktuell in der Planung eines Gymnasiums in der Bergwachtstraße in Feldmoching", sagt Beatrix Zurek auf AZ-Anfrage. Die Planungen stehen aber noch ganz am Anfang. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis Kinder auf diese Schule gehen können.

"Wir prüfen zurzeit auch Zwischenlösungen mit Pavillonbauten", so Zurek. Ein festes Kontingent an Plätzen für die Kinder aus Feldmoching an einer anderen Schule freizuhalten, ginge rechtlich nicht.

Zurek weiter: "Man muss die Eltern vorher besser informieren, dass es sein kann, dass ihre Kinder abgelehnt werden. Angenommen wird nach Anzahl der Anmeldungen und Entfernung der Schule vom Wohnort. Und eventuell dann auch durch Zuweisung." Außerdem gebe es viele Fälle, in denen Kinder längere Strecken fahren müssten.

Nach dem Gespräch mit der AZ hat sich Beatrix Zurek direkt an die Initiative Gym24 gewandt und ein Treffen vorgeschlagen. Vielleicht findet sich ja schon bald eine Lösung für die Kinder von Feldmoching, damit sie nicht wie Marie jeden Tag zwei Stunden mit Bus und Bahn für ihren Schulweg brauchen.

Lesen Sie hier: Schwabing: Streit um die grüne Wand

 

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