Feinkost Grasso muss schließen: Das Aus nach 41 Jahren

Fast ein halbes Jahrhundert prägt das italienische Ladenlokal die Maillingerstraße. Nun muss die Familie den Laden schließen.
Paul Nöllke |
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Rechts im Bild die Familie Grasso: Cosimo, Gabriella und Tochter Lucia (v.l.).
Rechts im Bild die Familie Grasso: Cosimo, Gabriella und Tochter Lucia (v.l.). © Daniel von Loeper

Neuhausen - Ein letztes Glas Wein, einen letzten Teller Pasta, ein letzter Espresso: Viele Stammgäste nutzen diese Tage, um Feinkost Grasso noch einmal einen Besuch abstatten zu können - bevor der Traditionsitaliener am U-Bahnhof Maillingerstraße Ende Oktober nach 41 Jahren schließt.

Einer dieser letzten Gäste ist der Arzt Moritz Sinner, der am Tresen einen Espresso trinkt. "Es ist dramatisch, dass Feinkost Grasso schließen muss", meint der 43-Jährige. "Seit 41 Jahren bin ich Stammgast. Schon in meiner Kindheit habe ich dort viel Zeit verbracht."

Stammgast Moritz Sinner, der schon als Kind viel Zeit im Lokal verbracht hat: "Es ist dramatisch, dass Feinkost Grasso schließen muss."
Stammgast Moritz Sinner, der schon als Kind viel Zeit im Lokal verbracht hat: "Es ist dramatisch, dass Feinkost Grasso schließen muss." © Daniel von Loeper

"Ich werde Gabriella und Lucia und Mimmo vermissen"

Feinkost Grasso: Das sei für ihn nicht nur "eine angenehme Tagesbar, sondern auch ein hervorragender Obstladen". Gerade die Familie Grasso habe die Bar zu etwas Besonderem gemacht, so Sinner: "Ich werde Gabriella, Lucia und Mimmo vermissen."

Warum schließt Feinkost  Grasso?

Doch wieso muss das Lokal, in dem schon zwei Generationen von Münchnern verkehrten, schließen? Es gibt mehrere Gründe, erklärt Cosimo "Mimmo" Grasso, der zusammen mit seiner Frau und Tochter den kleinen Familienbetrieb leitet. Da gebe es das weit verbreitete Problem, gutes Personal zu finden, und auch seine Frau Gabriella sei gesundheitlich zur Zeit angeschlagen.

Nachbarn hätten sich über Lärm beschwert

Doch der Hauptgrund sind offenbar vertragliche Unklarheiten. Der Vater des neuen Vermieters, so erzählt es Grasso, dem das Haus bis zu seinem Tod gehört hat, habe mit der Familie Grasso ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Man habe sich über viele Dinge nur mündlich geeinigt, Verträge habe es aber nicht gegeben. Doch als sein Sohn das Haus geerbt habe, sei Grasso das zum Verhängnis geworden. Nachbarn hätten sich über den Lärm aus dem Restaurant beschwert, deswegen dürfe Feinkost Grasso nun nicht mehr am Abend aufmachen. "Doch wir leben vom Abendgeschäft", erklärt Cosimos Tochter Lucia. Nur mittags aufzuhaben, lohne sich einfach nicht. Einen Vertrag, der die Öffnungszeiten regelt, gibt es laut Grasso nicht. Nun dürfen sie abends nicht mehr offen haben - und ein wirtschaftlicher Betrieb sei so nicht mehr möglich.

Auch die Pandemie habe sich nicht gerade gut auf die Bilanz des Ladens ausgewirkt. Die Konsequenz: Grasso muss schließen.

Als Dreizehnjähriger kommt Grasso aus Italien nach München

"Ich will besonders unseren Gästen danken", sagt Cosimo Grasso traurig. "Ich habe viel gegeben, aber auch so viel bekommen." Seine Gäste werde er am meisten vermissen. Viele kennt er schon seit Jahren. Als Dreizehnjähriger war Cosimo Grasso aus dem italienischen Apulien nach München gekommen. Er arbeitete viel und absolvierte dann eine Ausbildung zum Koch.

Vor 41 Jahren eröffnet Cosimo das heutige Feinkost Grasso

In den 1960ern eröffnet er mit seiner Frau Gabriella einen kleinen Feinkostladen in der Maillingerstraße, später ein Restaurant. Vor 41 Jahren eröffnet er dann das heutige Feinkost Grasso.

Was macht jemand jetzt, dessen Leben sich so lange um seine Gäste gedreht hat? "Das weiß ich noch nicht", sagt Cosimo Grasso. Er freue sich aber, nun wenigstens mehr Zeit für seine Frau zu haben. "Ich bin aber auch etwas nervös", meint der 65-Jährige zögerlich. Aber das sei bei einem Neuanfang nun einmal so.

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Was nach ihm in das kleine Ladengeschäft in der Maillingerstraße einziehen wird, weiß auch Cosimo Grasso nicht. Er hofft, dass seine Gäste ihn in guter Erinnerung behalten. "Ich habe schöne Momente hier erlebt", sagt der 65-Jährige beim Blick durch den Laden. "Ich hoffe, viele andere auch."

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21 Kommentare
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  • Sarkast am 27.10.2021 14:57 Uhr / Bewertung:

    >>>Doch als sein Sohn das Haus geerbt habe, sei Grasso das zum Verhängnis geworden.<<<

    The same procedure as always.
    Verträge per Handschlag mit Zeugen sind auch heute noch rechtsverbindlich.
    Fragen wir mal niederbayrische Viehhändler...

  • 1Muenchner am 26.10.2021 16:07 Uhr / Bewertung:

    Jeder 4. Anwohner hat dort in der Gegend grün gewählt. Typische "Not-in-my-Backyard" Problematik.

  • Dr. Right am 26.10.2021 20:32 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von 1Muenchner

    Dann haben doch dort 75 Prozent etwas anderes gewählt. Ihr Kommentar ergibt überhaupt keinen Sinn, passt nicht zum Thema und wirkt daher ein wenig verwirrt.

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