Falsche Polizisten erbeuten halbe Million bei Seniorin

Die Sollnerin wird von einem falschen Polizisten überredet, das Geld in einen Stoffbeutel zu stecken und einer Unbekannten zu geben.
Ralph Hub
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Immer wieder fallen Menschen auf Betrüger rein, die sich fälschlicherweise als Polizist ausgeben. (Symbolbild)
Immer wieder fallen Menschen auf Betrüger rein, die sich fälschlicherweise als Polizist ausgeben. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa

Solln - Aufklärungsaktionen des Präsidiums und Berichte in den Medien haben falschen Polizisten zuletzt das Geschäft gründlich vermasselt. Von 100 Versuchen klappt der Betrug laut Statistik nur in einem Fall. Doch bei einer Rentnerin aus Solln hatten die Täter jetzt Erfolg. Die Seniorin übergab einer fremden Frau rund eine halbe Million Euro.

Die Rentnerin erhielt am Dienstagvormittag einen beunruhigenden Anruf. Der Mann am Telefon gab sich als Polizist aus und behauptete, man habe einen Einbrecher gefasst. Er habe eine Notiz bei sich gehabt, auf der der Name der über 80 Jahre alte Frau gestanden habe. Sie sei eines der nächsten Opfer. Das war natürlich ein Bluff des falschen Polizisten. Doch er machte der Frau so sehr Angst, dass sie sich dem angeblichen Polizisten anvertraute.

"Der soziale Stress, der auf manche der Opfer ausgeübt wird, ist enorm"

Erst erzählte sie dem Fremden am Telefon von ihren finanziellen Verhältnissen, dann welche Wertgegenstände sie zu Hause aufbewahrt.

"Die Täter sind sehr wortgewandt", sagt Polizeisprecherin Sophia Froschmayer. Manchmal berichten sie von Verschwörungen, an denen manchmal die Hausbank oder sogar Verwandte beteiligt sein sollen. Alles natürlich purer Unsinn. Doch die Opfer glauben die Lügen. "Der soziale Stress, der auf manche der Opfer ausgeübt wird, ist enorm", so Sophia Froschmayer.

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So war es auch im Fall der Seniorin aus Solln. Über drei Stunden bearbeitete sie der falsche Polizist am Telefon. Am Ende erklärte sich die Rentnerin bereit, alles Bargeld, das sie in ihrer Wohnung aufbewahrte, in einen Stoffbeutel zu stecken.

Der Mann am Telefon behauptete, eine Kollegin werde bei der Frau vorbeikommen und das Geld "in Sicherheit bringen". Damit nichts schief gehen könne, so der Vorschlag des falschen Polizisten, vereinbarte er mit der Rentnerin ein geheimes Kennwort.

Als am Nachmittag gegen 13 Uhr tatsächlich eine Frau an der Haustür der Sollnerin klingelte, ließ sie die Besucherin herein. Sie öffnete ihre Wohnungstür und wartete, bis die angebliche Polizistin das zuvor vereinbarte Kennwort nannte. Daraufhin übergab die Rentnerin der Unbekannten den Stoffbeutel mit rund einer halben Million Euro.

Polizei bittet um Mithilfe

Die Frau wird beschrieben als Europäerin mit blonden Haaren und jünger als 30 Jahre.

Die falsche Polizistin verschwand. Erst nach zwei Tagen, als die Seniorin ein schlechtes Gefühl überkam, meldete sie sich schließlich bei der örtlichen Polizeiinspektion. Dort erfuhr sie, dass sie skrupellosen Betrügern aufgesessen war.

Die Polizei bittet um Hinweise. Zeugen, die eine verdächtige blonde Frau im Bereich der Heilmannstraße und Ludwigshöherstraße beobachtet haben, sollen sich mit dem Präsidium, Kriminalfachdezernat 3 AG Phänomene in Verbindung setzen 089 29100.

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8 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 31.05.2021 15:59 Uhr / Bewertung:

    Bevor man leichtfertigt die Opfer als dumm bezeichnet und sagt, sie wären selber schuld, sollte man sich mal im Detail die perfide und konzertierte Vorgehensweise der Täter anschauen. Die Bandenchefs arbeiten mit Hilfe ihrer umfangreichen Erfahrungen sowie mit Hilfe von Psychologen ausgeklügelte Strategien aus. Bei der Durchführung arbeiten sie im Team unter Anwendung unglaublicher Tricks und unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten. Letztere stellt z. B. die Telekom zur Verfügung. Die Täter blockieren durch Anrufe und 'Dealer' die Telefone des Opfers, sodass diese immer mit den Tätern verbunden bleiben und keine Möglichkeit haben, aufzulegen und eine Person ihres Vertrauens oder die echte Polizei anzurufen. Durch Manipulation ist es möglich, dass beim Anruf der Täter die 110 oder eine anderen behördliche Nummer auf dem Display erscheint.

  • Futurana am 29.05.2021 09:09 Uhr / Bewertung:

    Es ist immer wieder höchst verblüffend. In meinem Umfeld gibt es einige +/- 80jährige die niemals auf einen solch dreisten Trick hereinfallen würden. Mir unverständlich wie das immer noch passieren kann.

  • Dr. Schönfärber am 29.05.2021 08:09 Uhr / Bewertung:

    So lange es zu milde Strafen für die Täter gibt, so lange wird es immer mehr dieser Verbrecher geben!

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