Facebook-Stalker: Sein bizarres Leben im Netz
Der 21-jährige Perlacher Manuel E. hat zahlreiche Mädchen beleidigt, bedroht, erpresst und bloßgestellt. Sein bizarres Leben auf Facebook.
München - Vor Gericht entschuldigte er sich kleinlaut, im Netz markiert er den dicken Max: Dort inszeniert sich der wegen sexueller Nötigung von minderjährigen Mädchen verurteilte Manuel E. als Playboy.
Seit 2011 existiert sogar eine eigene Fanseite mit heute 817 Likes. Rubrik: "Unterhalter."
Womit er unterhält? Nun ja: "Manu" berichtet unter anderem über seine ausgiebigen Solariumsbesuche ("40 Minuten Turbobräuner"), führt anatomische Selbstbeobachtungen durch ("Hab 3 Eier", "Schwanz ist leer") und schreibt dadaistisch anmutende Gedichte ("dies das Annanas").
Auch mit angeblichen Knastbesuchen prahlt der junge Mann in den Einträgen ("Muss schon wieder Stadlheim"). Ob der Account echt ist? Eher nicht.
Neben dem Jugendknast bekam er von der Richterin zwei Jahre auf Bewährung und 100 Sozialstunden aufgebrummt.
Designerschuhe, Champagner, Jurastudium
Mehr als zehn Internet-Kontakte haben sich bei der AZ gemeldet und von Manuel E.s sonderbaren Netz-Aktivitäten berichtet.
Demnach gab sich der Neuperlacher Hauptschulabsolvent seinen Opfern gegenüber meistens als Grünwalder Jurastudent aus. Um den schönen Schein zu wahren, loggte er sich gelegentlich in einschlägigen Bibliotheken ein, tat so, als würde er über Paragrafen und Prozessordnungen büffeln.
Zudem protzte Manuel E. mit angeblichem Reichtum, posierte mit Designerschuhen vor Champagnerflaschen, postete Markenlabels wie Hermès.
Er gab sich weitere, klangvolle Vornamen - und dichtete gerne ein adeliges "von" oder "van" hinzu.
Auf eine Bilder-Plattform hat er hunderte Aufnahmen von sich hochgeladen, stellt sich als Promi und „nonplusultra“ dar.
Weitere Opfer melden sich
Kaum zu glauben, dass so viele junge Frauen auf den Blender und Manipulator hereinfielen, der zumindest online einen psychisch gestörten Eindruck macht. Leider passierte genau das.
Weigerte sich ein Mädchen, ihm die gewünschten Fotos zu schicken, drohte er mit Mobbing und Schlägertrupps. Kam ein Opfer seinem Wunsch nach, hatte er es in der Hand, erpresste immer mehr kompromittierendes Material.
Dies veröffentlichte Manuel E. regelmäßig auf seinen Facebook-Seiten, versehen mit den Klarnamen der gedemütigten Opfer und obszönen Kommentaren wie: „Wer will die Billig-Hure f...?“
Verurteilt wurde er von dem Münchner Jugendstrafgericht wegen sexueller Nötigung, Beleidigung und Bedrohung in acht Fällen.
Offenbar gibt es weitere Opfer: Eine junge Münchnerin berichtet von Morddrohungen. Heute ärgert sie sich, ihn nicht ebenfalls angezeigt zu haben.
"Er hat über gemeinsame Bekannte meine Nummer herausbekommen und mir gedroht, sollte ich ihn blockieren", erzählt eine Facebook-Userin. "Gut, dass er endlich für sein Verhalten bestraft wurde", meint eine andere.
Die Richterin griff zusätzlich zu einer ungewöhnlichen Maßnahme, verhängte ein halbes Jahr Facebook-Verbot gegen Manuel E.
Ob er sich daran hält?
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