Eveline ermittelt: Die Tier-Detektivin
Riem - Diese Einrichtung ist deutschlandweit einmalig: Als einziges Tierheim der Republik hat das Münchner Tierasyl eine eigene Vermisstenstelle. Zwei Wände des kleinen Büros sind mit Regalen voller Aktenordner bedeckt.
Auf den meisten steht „Entlaufen“. Mittendrin sitzt Eveline Kosenbach am Schreibtisch und telefoniert auf einem ihrer drei Apparate. Einer klingelt eigentlich immer, jeden Tag rufen bis zu 60 verzweifelte Menschen an, die ein Tier vermissen.
Nach 17Jahren als „Viecherl-Fahnderin“ hat Eveline Kosenbach jetzt ein Buch über ihre spannendsten Fälle geschrieben. Allein im vergangenen Jahr baten 4036 Menschen Eveline Kosenbach um Hilfe, weil ihr Liebling entlaufen war. 792 Hunde, 3012 Katzen und 232 Kleintiere konnte sie zu ihren Besitzern zurückbringen. Denn die meisten Ausreißer werden nach circa zwei Wochen im Tierheim abgegeben.
Oft waren sie versehentlich in einer Garage oder einem Schuppen eingesperrt oder sind neugierig in ein fremdes Auto geklettert. Sind sie tätowiert oder gechippt (und registriert!), findet die Tier-Detektivin schnell heraus, wo sie hingehören, manchmal mit Hilfe von Facebook, Google und jeder Menge Spürsinn. Kater Burli etwa war vor 1996 Jahren in Unterhaching verschwunden – und 2012 in Aying wieder aufgetaucht.
Die Tätowierung in seinem Ohr war verblasst, Eveline Kosenbach fand die ursprüngliche Besitzerin trotzdem. Die Erfolgsmeldung ging um die Welt, sogar der BBC musste die Münchnerin ein Interview geben (AZ berichtete). Allerdings hatte Burli all die Jahre bei einem Mann in Glonn gelebt. Als der die Geschichte des Herumtreibers im Radio hörte, eilte er ins Tierheim und fand dort seinen geliebten Kater vor.
„Das Schönste ist, wenn die Leute kommen, um ihr Tier abzuholen. Wenn eine Katze schnurrend auf ihr Frauchen losmarschiert oder ein Hund vor lauter Freude anfängt zu jaulen“, sagt Eveline Kosenbach – auch der „Fall Pepe“ hatte ein solches Happy-End: Tierschützer hatten den Mischling aus einer italienischen Tötungsstation gerettet. Er war gechippt, aber nicht registriert.
Weil der Chip aus Deutschland stammte, wurde die deutsche Polizei eingeschaltet. Die rief im Münchner Tierheim an. Über das Internet fand Eveline Kosenbach heraus, wem der Rüde gehörte, eine weitere „Familienzusammenführung“ war geglückt. „95 Prozent der Viecherl bring’ ich wieder heim.“ Darauf ist Münchens Tier-Fahnderin stolz. Zu recht.