Etwas zu laut, aber alles in Ordnung

AZ-Leserin Victoria Metje kennt die Alpenstraße in ihrem Viertel genau. Leise ist es dort nicht. Hier schreibt sie, warum die Gegend trotzdem schön ist.
Giesing - Im Herzen Obergiesings, umgeben von Watzmann-, Zugspitz- oder Silberhornstraße, liegt die Alpenstraße.
Klingt vielversprechend, nach wunderschönen Altbauten mit entsprechenden Fahrzeugen auf dem Bürgersteig, bei gutem Wetter eine hervorragende Sicht auf die Berge. Aber so ist die Alpenstraße nicht.
Die Alpenstraße ist laut. Schon in einer Minute durchquert, mit wenigen Häusern und noch weniger schönen Häusern.
Und trotzdem spielt sich hier das Leben ab.
Zwei Kneipen, die tagsüber und nachts von ihren Stammgästen umzingelt werden, sind der Haupttreffpunkt.
Es ist laut hier.
Männer mit Zigarren vor der einen und Männer mit Zigaretten vor der anderen Kneipe, erzählen laut, streiten sich, lachen, streiten sich wieder, vergessen den Ärger mit einem Schluck Ouzo, spielen Karten oder Backgammon und halten die wenigen Parkplätze vor dem Haus mit Plastikstühlen frei.
Sie freuen sich, gemeinsam ihre Zeit verbringen zu können.
Es ist immer etwas laut, aber nie bedrohlich.
Wenn die Männer irgendwann früh am Morgen verstummen, schreit das Baby aus der Wohnung gegenüber, bis seine Mutter es wieder beruhigt hat.
Oder man hört ein Paar irgendwo in einer anderen Wohnung streiten.
Manchmal macht eine Frau Gesangsübungen. Es stört sie nicht, dass sie jeder hören kann, zumindest hat sie noch nie mit den Gesangsübungen aufgehört, als jemand laut "Ruhe!" geschrien hat.
Die Fassaden der Häuser in der Alpenstraße haben eigentlich alle einen leichten grün Stich und hier parken auch fast nie teure Autos. Aber das kümmert hier niemanden.
Hier passiert nichts weltbewegendes, es verirrt sich selten ein Tourist her, aber so lange die Männer auf ihrem gewohnten Posten vor ihrer Lieblingskneipe lachend, streitend oder vielleicht schon etwas vom Alkohol schwankend stehen, so lange, ist hier alles in Ordnung.
Was gibt es aus Ihrem Stadtviertel zu berichten? Schicken Sie Ihren Beitrag an stadtviertel@abendzeitung.de. Hier können Sie auch Fotos hochladen.