Es war ein Autohändler: Polizei schnappt Rambo-Fahrer

Hans-Eberhard Kröbel gerät mit einem Autofahrer aneinander, der in Waldperlach mit seinem SUV einen Radlweg blockiert. Jetzt wurde der Täter identifiziert
Ralph Hub |
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Hans-Eberhard Kröbel (66) ist mit dem Gesicht auf dem Boden aufgeschlagen, nachdem ein wildgewordener Autofahrer den Radler ausgebremst hat.
privat Hans-Eberhard Kröbel (66) ist mit dem Gesicht auf dem Boden aufgeschlagen, nachdem ein wildgewordener Autofahrer den Radler ausgebremst hat.

Hans-Eberhard Kröbel gerät mit einem Autofahrer aneinander, der in Waldperlach mit seinem SUV einen Radlweg blockiert.

München - Die Nase ist gebrochen, das Kinn zerschrammt, rund um sein linkes Auge schimmert ein gewaltiges Veilchen. Hans-Eberhard Kröbel (66) dröhnt der Kopf, seit ihn ein wildgewordener Autofahrer etwa einen Kilometer kreuz und quer durch Waldperlach jagte und den Radler schließlich zu Fall brachte. In der AZ schildert der Diplom-Ingenieur, wie es dazu kam.

Hans-Eberhard Kröbel kommt vom Fußball. Wie immer trainiert er Montagabend bei der Sportgemeinschaft Siemens Ost. Der 66-Jährige arbeitete früher als Diplomingenieur für Siemens und Infineon.

Nach dem Training schwingt er sich aufs Radl. Er will nach Hause. In der Ottobrunnerstraße sieht er einen weißen Geländewagen, einen VW Touareg, der mitten auf dem Gehweg steht. "Ich dachte, der fährt gleich", sagt Hans-Eberhard Kröbel, "doch der Fahrer machte keinerlei Anstalten, den Weg freizugeben."


Eine Frau zieht einen Elektro-Schocker und geht auf den Radler los


Hans-Eberhard Kröbel ist sauer. Nur knapp kommt er mit dem Radl vorbei. "Ich habe lediglich kurz auf die Motorhaube geklopft", sagt der 66-Jährige. Doch damit beginnt für ihn erst so richtig der Ärger.

Der Fahrer folgte ihm über die Unterhachinger und Speckl- bis in die Scherbaumstraße - ungefähr einen Kilometer weit. "Wir erwischen dich", giftet der Fahrer. "Arschloch", schreit er, "wir rufen die Polizei." Mit seinem schweren Geländewagen brettert er dem Radler hinterher. Er versucht ihn auszubremsen. Beim zweiten Mal springt eine Frau plötzlich auf der Beifahrerseite aus dem Auto. "Sie hatte einen Elektroschocker in der Hand und versuchte mich damit am Arm zu treffen", erzählt Hans-Eberhard Kröbel. Doch sie verfehlt den 66-Jährigen knapp.

Hans-Eberhard Kröbel versucht, seine Verfolger abzuschütteln. Doch das Paar im SUV lässt nicht locker.


Der Radler fliegt über die Haube und schlägt mit dem Gesicht auf

 

In der Scherbaumstraße reißt der Fahrer das Steuer des VW Touareg herum. Der Geländewagen steht in voller Breite plötzlich quer über Rad- und Gehweg. Der Ingenieur kann nicht mehr bremsen. Er kracht gegen den Radlauf. Hans-Eberhard Kröbel: "Die Wucht hat mich aus dem Sattel gerissen. Ich bin quer über die Motorhaube geflogen und dann mit dem Gesicht voraus auf dem Boden aufgeschlagen."

Als sich Hans-Eberhard Kröbel mit blutverschmiertem Gesicht wieder auf die Beine rappelt, dämmert dem SUV-Fahrer so langsam, dass ihn die Sache furchtbar teuer kommen könnte. "Los lass’ uns abhauen", ruft er seiner Freundin zu. Bevor er Gas gibt, löscht der Autofahrer noch das Licht an seinem Wagen und damit auch die Kennzeichenbeleuchtung. Trotzdem kann Hans-Eberhard Kröbel einen Teil des Nummernschilds erkennen. Der VW Touareg trägt ein Münchner Kennzeichen.

Die Polizei war am Dienstag noch davon ausgegangen, dass der flüchtige Unfallfahrer mit einem VW Turan, einem Van unterwegs war. Das wurde nun korrigiert.

 

Fahndungserfolg: Polizei stellt Rambo-Fahrer

 

Am Donnerstagmorgen kann die Polizei dann schließlich einen Fahndungserfolg vermelden: Der Fahrer des SUV wurde noch im Laufe des Mittwochs identifiziert, das Tatfahrzeug wurde inzwischen spurentechnisch untersucht. Schäden konnten die Ermittler am Wagen nicht feststellen.

Die Polizei kam dem Fahrer auf die Schliche, weil er bei seiner Jagd auf den Radler über das Gelände einer Tankstelle gerast war und die Videoüberwachung dabei einen Teil seines Kennzeichens aufgezeichnet hatte. Zusammen mit den Hinweisen des Radlers ließ sich so das gesamte Kennzeichen rekonstruieren.

Bei dem Fahrer handelt es sich um einen 54-jährigen deutschen Autohändler aus München. Seine Beifahrerin hat bei einer Anhörung der Polizei unterdessen die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie habe nie einen Elektroschocker eingesetzt, geschweige denn besessen. Auch die Polizei konnte ein entsprechendes Gerät nicht finden. Das Pärchen behauptet, dass Hans-Eberhard Kröbel zudem durch Eigenverschulden stürzte.

Welche der beiden Streitparteien die Wahrheit sagt, versucht die Polizei derzeit noch zu klären.

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