„Es riecht nach Schaf!“

Bis 2016 soll auf dem Gelände des Klinikums rechts der Isar ein neues Gebäude entstehen. Forscher und Mediziner sollen dort eng zusammen arbeiten. Doch jetzt gibt's Ärger.
von  Sarah Still

Haidhausen - Das Problem: Im Keller sollen Tierversuche stattfinden. Und das stinkt den Bewohnern – schon im März hatten sie sich über Gestank beschwert - damals von Mäusen (AZ berichtete).

Professor Peter Henningsen, Dekan am Klinikum rechts der Isar, hatte einen Vortrag über das neue Gebäude vorbereitet und stellte am Mittwoch bei der Bezirksausschusssitzung (BA) ein geplantes Forschungszentrum vor.

Gemeinsam mit Joachim Grammer, Forschungsreferent der Fakultät für Medizin der TU München, und Gero Hoffman und Michael Keltsch vom Bauamt war Henningsen in die BA-Sitzung gekommen, um offene Frage zu Beantworten.

„TranslatTUM“ ist der der geplante Name des Neubaus und Henningsen redete über das neue Konzept im Gebäude. Er redete darüber, wie schön es sei, Forschung so nah bei den Patienten zu betreiben, davon, dass die Mediziner daran arbeiten, Krebs früher zu erkennen und so mehr Menschen geheilt werden könnten.

Für 2016 ist die Fertigstellung geplant und insgesamt soll das Gebäude 5645 Quadratmeter groß sein. In einem Untergeschoss soll eine Tiefgarage entstehen, noch einen Stock drunter ist die IT-Versorgung geplant und im 3. Untergeschoss wird es Tierversuche geben.

Und genau das stört die Anwohner. Unter anderem. Vor allem stört die Anwohner der Geruch der Tiere. „Bereits jetzt stinkt es bei uns und zwar nicht nach kleinen Tieren, sondern nach größeren Tieren. Es riecht nach Schaf“, sagt eine Anwohnerin bei der BA-Sitzung.

Zudem: Tierhaltung mit Tierversuchen in einer Großstadt wie München sei ein Unding. Von den moralischen Fragen der Tierversuche einmal ganz abgesehen. In das neue Forschungszentrum sollen – so der Plan – keine größeren Tiere, sondern Mäuse und Ratten einziehen.

Henningsen verteidigt die Tierhaltung. „Wir halten uns komplett an die Richtlinien und die Tierversuche sind diesem Bereich der Krebsforschung notwendig“, sagt er. Schafe soll es in dem neuen Gebäude nicht geben. Die bleiben in dem alten Gebäude.

Wenn sie denn da seien. Denn: „Die Schafe sind immer nur für kurze Zeit am Klinikum. Sie werden zum Beispiel für Herzoperationen hergebracht, bleiben, bis sie wieder gesund sind und die Wunde geheilt ist, und kommen dann zurück zu einem Schäfer auf die Weide“, sagt Henningsen.

„Was genau für Vorteile der neue Bau den Anwohner bringen soll, ist mir schleierhaft“, sagt Ullrich Martini vom BA. Überhaupt war der BA über die Vorstellung von Peter Henningsen nicht gerade begeistert.

„Wir hätten uns gewünscht, dass wir Baupläne zu Gesicht bekommen. Wir wollen wissen, was geplant ist und nicht immer nur kleckerweise Informationen bekommen“, sagt Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des Bezirksausschusses.

Sie selbst habe versucht, Informationen zu bekommen. Ohne Erfolg. „Ich wurde von Büro zu Büro durchgestellt und niemand konnte mir etwas genaues sagen“, sagt sie.

Henningsen verteidigt sich: „Wir wollen nichts verheimlichen und gehen davon aus, dass der BA von der Stadt eingebunden und informiert wird“, sagt er. Bereits seit Jahren beschäftigt er sich mit der Planung des neuen Forschungszentrums.

Vor wenigen Tagen ist der Antrag an die Regierung von Oberbayern und in das Ministerium geschickt worden. Im Juli soll der Landtag über den Antrag der Fakultät der Medizin der TU abstimmen.

„Das Gebäude wurde vom Bund genehmigt, jetzt muss das Land noch zustimmen“, sagt Henningsen. Ist das passiert, geht der Antrag an die Lokalbaukommission und dann muss der BA darüber abstimmen.

„Stimmt der BA dagegen, verzögert sich natürlich der Bau“, erzählt Henningsen. In dem Fall müsse der Bund entscheiden, ob gebaut werden darf oder nicht.

Einen Vorschlag der Bürger, das Gebäude außerhalb von München zu bauen, lehnt der Fachmann ab. „Das ist völlig undenkbar. Es geht nicht, dass die Forschung weg geht vom Klinikum. Dann hätten wir ein normales Kreiskrankenhaus an dieser Stelle“, so Henningsen.

 

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