Erst Ausländerhass, dann Kinderschminken
Die Neonazi-WG ist umtriebig: Vor zwei Wochen gab ein verurteilter Sänger ein Privatkonzert, jetzt laden die Rechten zur Party mit Kinderschminken. So reagieren die Obermenzinger.
Obermenzing - Bevor am 10. Juni 2000 drei Neonazis den afrodeutschen Familienvater Alberto Adriano totschlugen, hörten sie das Afrika-Lied: „Afrika für Affen, Europa für Weiße, steckt die Affen in ein Boot und schickt sie auf die Reise“, singt Landser-Frontmann Michael Regener.
Eben der gab am 15. Oktober ein privates Konzert in Obermenzing, im Braunen Haus.
Michael Regener ist eine Kultfigur in der rechten Szene. Mit seiner Band Landser produzierte er über zehn Jahre lang menschenverachtenden Rechtsrock im Ausland, der über komplizierte Vertriebswege hierher kam. So musste sich die Band nicht um geltendes Recht scheren und konnte zu Rassismus und Antisemitismus anstacheln und den Nationalsozialismus verherrlichen.
Landser wurde vom Bundesgerichtshof 2003 als kriminelle Vereinigung eingestuft. Regener musste für über drei Jahre ins Gefängnis. Schon während dem Prozess machte er wieder Musik: Seine Band „Die Lunikoff Verschwörung“ lässt ihre Texte aber anwaltlich prüfen.
Was Regener in Obermenzing gesungen hat, ist nicht bekannt. Es gehört zu seinen Auflagen, dass er seine Konzerte der Polizei melden und ihnen Zugang gewähren muss.
Die Polizei war aber nicht beim Konzert, weil es eine private Veranstaltung war. Sie kontrollierten davor und beschlagnahmten ein Messer. „Wir versichern, dass wir die Aktivitäten rund um die WG genau beobachten“, schreibt die Polizei der AZ. Bereits im Juli hatte es hier ein Sommerfest gegeben, zu dem die Nachbarschaft geladen war und nur Rechtsextreme kamen.
Und es steht schon die nächste Neonazi-Party ins Haus: Am Donnerstag lädt die rechte WG öffentlich die Nachbarn zum irisch-keltischen „Samhain-Fest“. Das Programm klingt harmlos: Kinderschminken und eine Demonstration unter dem Titel „Tradition und Kultur bewahren“.
Die Obermenzinger aber wollen nicht, dass Neonazis Hass verbreiten und sich dabei den Anschein des Bürgerlichen geben: Am Donnerstag ab 18 Uhr wollen sie mit stillem Protest die rechte Demo in der Carl-Hanser-Straße begleiten.
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