Er wollte Rache: Hassan schoss auf seinen Nebenbuhler

Maxvorstadt - Am Ende bestimmen nur mehr Hass und Rache ihre Beziehung. "Sie haben sich viel gestritten", erzählen die Nachbarn. So ist es zu der wüsten Schießerei gekommen, die am Dienstagabend die Maxvorstadt in Schrecken versetzt hat.
Hassan A. ist 16 Jahre älter als seine Frau Lailan (24) – und rasend vor Eifersucht. "Er ist ein etwas aggressiver Typ, aber an sich ganz nett", sagt eine Freundin, die Hassan schon lange kennt. Seit mehr als zehn Jahren lebt der Iraker aus Bagdad in Deutschland. Trotzdem spricht er kaum Deutsch, mit seiner Frau redet er Arabisch. Er arbeitet als Reinigungskraft, später jobbt er in einer Shisha-Bar nahe des Hauptbahnhofs.
Anfangs ist das Paar glücklich und zufrieden, sagen Bekannte. Sie leben in einem Mietshaus in Pasing. Er hat immer Arbeit, sie jobbt in einem Döner-Imbiss, bis das erste Kind kommt. Das Mädchen ist inzwischen vier Jahre alt, der kleine Bruder elf Monate.
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Doch dann verliebt sich Lailan A. im vergangenen Sommer in einen Anderen: Basel R. stammt wie sie aus Syrien. Der 24-Jährige ist deutlich jünger als ihr Mann, attraktiv, sportlich.
Sie kennen sich aus der Nähe von Ulm, wo Lailans Eltern leben. In Ulm kommt es im August 2015 auch zu einem Krach, nach dem Lailan A. ihren Mann wegen häuslicher Gewalt anzeigt. Die Staatsanwaltschaft Memmingen ermittelt.
Ab da geht es mit der Ehe schnell bergab. Viele Nachbarn sagen: Seit vergangenem Sommer habe man sie viel streiten hören. "Einmal habe ich sie blutend aus der Wohnung laufen sehen. Er hat sie geschlagen, sagte sie", erzählt eine Nachbarin. Die Polizei habe sie aber nicht rufen wollen, weil das "die Angelegenheit von den beiden" gewesen sei.
Mehrmals fließt Blut. Ein Verfahren wird aber eingestellt
Im Oktober 2015 fließt wieder Blut: Lailan zeigt ihren Mann wegen Nötigung an. Angeblich wollte er sie dazu bringen, ihn zu erstechen. Hassan A. behauptet, seine Frau habe ihn mit dem Messer angegriffen und im Nacken verletzt.
Einziger Zeuge des Streits ist der damals knapp sechs Monate alte Sohn. "Das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.
Hassan A. muss die Wohnung für zehn Tage verlassen, erzählt ein Anwohner. Als er zurückkommt, sind alle Sachen von Lailan A. aus der Wohnung verschwunden. "Ich habe gesehen, wie sie und ihr Onkel hier waren und ihre Kleidung geholt haben, danach habe ich sie nicht mehr getroffen", erzählt der Mann. Lailan A. hat die Kinder genommen und ist mit ihnen nach Schweden gefahren.
Eine Anzeige wegen Kindesentziehung wird gestellt
Ihr Mann reagiert mit einer Anzeige wegen Kindesentziehung. Lailan A. kommt zurück. Das Jugendamt wird in den Fall eingeschaltet, die Scheidung läuft. Die Kinder kommen in die Obhut des Jugendamtes. „Mein Prinz, der mir fehlt“, schreibt Lailan A. im März unter einem Facebook-Foto von ihrem Sohn.
Der Rosenkrieg geht in eine neue Runde: Die Eltern streiten sich immer verbissener um das Sorgerecht für die Kinder. Eine Mediatorin soll vermitteln. Sie bittet das Paar am Dienstagabend zu getrennten Terminen in ihre Praxis in der Zentnerstraße. Dabei läuft Hassan seiner Ex und seinem Nebenbuhler über den Weg.
Nach der Schießerei: Hier sichert die Polizei Spuren
Er hat Rache im Sinn: In seiner Tasche steckt ein Revolver vom Kaliber 35, den hat er illegal in Tschechien besorgt. Einen Waffenschein hat Hassan A. nicht. Die beiden Männer streiten sich auf der Straße. Anwohner rufen die Polizei. Als die ersten Beamten eintreffen, fallen bereits Schüsse. Basel R. geht schwer verwundet zu Boden.
Die Polizisten feuern ebenfalls – 15 Mal. Hassan A. wird am Oberschenkel getroffen. Er hält sich die Waffe an den Kopf, droht, sich zu erschießen. Der Beginn eines dreistündigen Nervenkriegs. Am Ende wird er vom SEK überwältigt.
Lailan A. verbringt die Nacht im Krankenhaus, sie steht unter Schock. "Es ist alles seine Schuld", sagt die Freundin von Lailan A., "wie es für ihn weitergeht, ist mir deshalb egal. Hauptsache, ihr geht es gut."