Er schnappte Münchens dümmsten Handy-Dieb

Ludwigsvorstadt - Drei bis vier Mal in der Woche kommen Kunden in den Handy-Shop von Husam Alrawi und bieten Smartphones an, deren Herkunft zumindest zweifelhaft erscheint.
Doch noch nie in all den Jahren ist dem Geschäftsmann aus dem Bahnhofsviertel dabei sein eigenes Handy zum Kauf angeboten worden. Bis jetzt.
Husam Alrawi erkennt das iPhone 6 sofort wieder. Zum einen an der PIN und dann an den Fotos im Datenspeicher des Smartphones. Fotos von ihm, seiner Frau, seinen Kindern und einigen Freunden.
"Dieb ist so dumm"
Der Dieb kennt die Fotos ebenso. Es sei seine Familie, die da zu sehen ist, hatte der 22-Jährige noch kurz zuvor in einem anderen Handy-Shop dem dortigen Besitzer erzählt, als der ihn nach einem Eigentumsnachweis gefragt hatte. „Der Dieb ist so dumm, ihm ist nicht einmal aufgefallen, dass ich auf einigen Fotos zu sehen bin“, erzählt Husam Alrawi und zeigt dem AZ-Reporter stolz die Schnappschüsse.
Wie schütze ich mein Handy richtig?
Der Dieb hat das iPhone aus dem Mercedes von Husam Alrawi gestohlen. Die S-Klasse parkt letzten Freitag vor dem Laden in der Schillerstraße. „Ich hatte meinen Geldbeutel im Geschäft vergessen und bin deshalb kurz zurück“, erzählt der Geschäftsmann. Nicht länger als vier Minuten sei der Benz unverschlossen gewesen. Erst auf der Fahrt bemerkt er, dass sein Handy weg ist.
Kollegen unterstützen Alrawi
„Ich hab alle Kollegen aus der Nachbarschaft angerufen und sie gewarnt, ein iPhone 6 mit der PIN 0000 zu kaufen“, sagt der 45-Jährige. Er bittet die Kollegen, den Mann statt dessen zu ihm zu schicken.
Der Trick funktioniert tatsächlich. Bereits sechs Stunden nach dem Diebstahl steht der Gesuchte in seinem Laden. Im gesamten Bahnhofsviertel hat er vergeblich versucht, das gestohlene Smartphone loszuschlagen, doch keiner kauft es ihm ab. Der Laden von Husam Alrawi scheint für den 22-Jährigen die letzte Chance, an Geld heranzukommen. Er zieht das iPhone aus seiner Tasche und zeigt es dem Geschäftsmann. Der lächelt freundlich. „Nimm Platz“, sagt er zu dem Fremden.
Husam Alrawi: „Dann hab’ ich die Eingangstür zu meinem Laden abgeschlossen, damit der Kerl nicht mehr abhauen kann und dann hab’ ich die Nummer der Polizei angerufen.“