Eltern werden aktiv: Kita? Selbst gemacht!

In der Maxvorstadt ist eine Gruppe von Eltern gerade dabei, die Betreuungseinrichtung für ihren Nachwuchs selbst zu eröffnen: Die Geschichte des ersten deutsch-schwedischen Kindergartens
Maxvorstadt - Noch sieht es im Garten etwas wild aus. Es gibt viel zu tun. Alle Mitglieder der Elterninitiative Björnbären e. V. packen mit an. Die Räumlichkeiten müssen noch kindgerecht gestaltet werden. Sanitäre Einrichtungen wie kleine Toiletten und Waschbecken werden erst angebracht. Dann kann es im Herbst losgehen.
Es war ein langer Weg bis es sie gab, die deutsch-schwedische Elterninitiative mit dem schönen Namen „Björnbären“, auf deutsch: Brombeeren. Es ist der erste schwedische Kindergarten in der Stadt und angeblich der einzige in Deutschland. Skandinavische Bildungsideen genießen einen guten Ruf; in Schweden bekommt jedes Kind obligatorisch einen Platz im Kindergarten – in Vollzeit. Schon gibt es eine Warteliste von Eltern.
Die Björnbären bieten ein pädagogisches Konzept für momentan 16 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Schuleintritt. Der Preis liegt momentan bei 400 Euro monatlich für Vollzeit plus Essensgeld, 80 Euro.
„Es war nicht immer einfach,“ sagt Ida Wiberg (32), die Schwedin und Vorstandsvorsitzende des Vereins. Sie war der Motor während der Gründungsphase. Mit dem Engagement anderer Eltern hätten sie in der Rottmannstraße eben „unseren Kindergartenplatz selbst gebastelt“. Von der Nutzungsänderung über die Betriebserlaubnis bis zur kniffligen Erfüllung der Auflagen – aktuell etwa die Einhaltung der Bauordnung, die Barrierefreies Bauen vorsieht.
Ursprünglich waren es zehn Eltern, die sich vor über einem Jahr mit Catarina Holtz, der Ideengeberin für Björnbären, regelmäßig trafen. Ihre Vision: eine Kita mit Schwerpunkt auf der schwedischen Sprache, basierend auch auf der Idee einer frühen Sprachentwicklung und der Förderung einer guten Kommunikationsfähigkeit in Deutsch und Schwedisch. Viele Björnbären-Eltern führen zweisprachige Haushalte. Oder sie sind Schweden-Fans, die Land und Sprache lieben. Derzeit leben und arbeiten etwa 3000 Schweden in München.
„Im Grunde läuft es bei der Gründung einer Elterninitiative sehr ähnlich wie bei einer Unternehmensneugründung,“ sagt Ida Wiberg. Die Suche nach Räumlichkeiten war eine der großen Hürden. Diese mussten sowohl den behördlichen Vorstellungen entsprechen, als auch den Eltern gefallen. Außerdem möchte nicht jeder eine Kita im Haus haben. Wegen kostenintensiver Sicherheitsvorkehrungen, die Vermieter treffen müssen, und der Lautstärke der Kinder. Und es braucht zweisprachige und erfahrene Erzieher – trotz generellen Erziehermangels.
Um pünktlich im Herbst starten zu können, muss von den Eltern selbst Geld investiert werden. Es gibt Fördertöpfe, aber bestimmte Kosten müssen vorab gedeckt sein. Institutionen der Stadt und Organisationen wie die Kleinkindertagesstätten e. V. (KKT) helfen und informieren, etwa in Fragen der Organisation, Buchhaltung oder Personalverwaltung. Unterstützung gibt es vom Konsulat und einigen Unternehmen. Ein schwedisches Möbelhaus sammelt in den Münchner Ladengeschäften für die Björnbären e.V. und plant, die gespendete Summe zu verdoppeln.
Ida Wiberg hat Grund zum Optimismus: „Wir haben uns mit dem Projekt weiterentwickelt und sind jetzt besser organisiert. Wir nutzen ein Projektmanagement-Programm, wie es auch in Unternehmen üblich ist: Dadurch haben wir eine effizientere Art zu arbeiten.“ Passend nach Eignung und Motivation hat jeder der Eltern seinen Fachbereich, etwa eine Gruppe für die IT und Website, eine für die Inneneinrichtung und eine für die Auswahl des pädagogischen Personals.
Der große Vorteil mit enthusiastischen Eltern ist: Jede ehrenamtliche Bemühung kommt den eigenen Kindern zugute.