Elisabethmarkt in München Schwabing: Zoff um die ersten Planungen
München - Die Stimmung ist so emotional, wie man es in einer Schul-Aula selten erlebt: Bei einem Informationsabend im Gisela-Gymnasium am Donnerstagabend will das Kommunalreferat den Schwabingern die ersten Überlegungen für eine Neugestaltung des Elisabethmarkts vorstellen – und sie dafür gewinnen. Doch das geht schief.
Etwa 250 Leuten präsentiert Kommunalreferent Axel Markwardt die Pläne: Die 23 Häuschen auf dem Elisabethmarkt sollen abgerissen werden und durch neun größere ersetzt werden. Grund für die Sanierung seien fehlende Lagerräume, mangelnde Hygiene- und Brandschutzmaßnahmen, aber auch der Wunsch einiger Händler nach mehr Fläche sowie eine 8,50 Meter breite Feuerwehrzufahrt.
Ein großes Streitthema der Schwabinger: das Sparkassen-Gebäude
Die soll auf der Fläche des Elisabethmarkts entstehen und von dem benachbarten Neubau der Stadtsparkasse genutzt werden, in dem 170 teils geförderte Mietwohnungen entstehen sollen. Für die Zufahrt müssten im alten Bestand fünf oder sechs der Standl weichen.
Das Gebäude der Stadtsparkasse ist einer der größten Streitpunkte: Potthässlich und zu hoch finden es viele und sie fürchten, die Läden, die ins Erdgeschoss einziehen sollen, seien eine Konkurrenz zum Markt. Der Sparkasse wirft man Profitmaximierung vor – weil sie die Feuerwehrzufahrt auf dem Elisabethmarkt und nicht auf dem eigenen Grund bauen wollen.
Der heutige Elisabethmarkt: Hier sieht man, wie die 23 Marktstandl jetzt angeordnet sind – jeder Händler hat seinen eigenen kleinen Stand.
Das will Sparkassen-Architekt Michael Rubenbauer nicht auf sich sitzenlassen: "Die Stadt hat uns diese Zufahrt keinesfalls geschenkt, wir werden sie bezahlen. Und wir bieten auch etwas dafür." Damit meint er die Zufahrt zur Tiefgarage, die unter dem Elisabethmarkt entstehen soll. Dort können Lagerräume untergebracht werden, erklärt Markwardt. Er betont, für die Händler sei mit dem Neubau gewährleistet, dass keiner mehr in zweiter Reihe zu stehen brauche und sich die Bedingungen verbessern würden.
Wiener Platz als Vorbild
Doch bei den meisten stößt er auf taube Ohren. Viele bemängeln nach wie vor, dass eine Sanierung im Bestand bei der Machbarkeitsstudie für den Elisabethmarkt niemals geprüft wurde. Immer wieder wird als Alternative der Markt am Wiener Platz genannt, bei dem ein Abriss durch den OB verhindert wurde.
Rainer Hoffmann vom Architekturbüro Bogevisch, das die Machbarkeitsstudie durchführte, erklärt, die Situation sei nicht zu vergleichen. Sowohl am Wiener Platz als auch am Viktualienmarkt habe man mehr Flächen zur Verfügung, auf denen man benötigte Anbauten realisieren könne.
So könnte es aussehen: Neun Häuser mit je drei Händlern, unten die geplante Feuerwehrzufahrt an der Grenze zum Gebäude der Stadtsparkasse.
Hubertus von Medinger, Initiator der Bürgerinitiative Pro Elisabethmarkt, die 23000 Unterschriften gesammelt hat, sagt: "Es ist das Gefühl der Heimat gegen die Formalia. Wir wünschen uns einen runden Tisch mit dem OB, bei dem man die Alternativen bespricht." Doch die Bürgerinitative erhält nicht von allen Seiten Unterstützung. Ein Händler erklärt, dass er schon jetzt im Sommer bis zu 20 Prozent der Frischwaren wegwerfen müssen, weil keine Kühlung vorhanden sei. Insgesamt sind sich die Händler jedoch uneins, einige sind für, andere gegen die Sanierung.
Walter Klein, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Schwabing-West, sagt: "Der BA spricht sich dafür aus, dass der Platz neu gemacht wird. An einem Neubau führt kein Weg vorbei." Er wünscht sich aber, dass bei der äußerlichen Gestaltung die Bürger in einem Workshop mitreden dürfen.
Der Rathaus-SPD wurden die ersten Überlegungen bereits vorgestellt: "Das kann man sich durchaus vorstellen", sagt Stadträtin Ulrike Boesser (SPD) der AZ. Die CSU soll in den nächsten Tagen folgen. Für die Bürger gibt es einen Info-Pavillon in einem der Elisabeth-Standl. Entscheiden muss jetzt der Stadtrat: Wenn er am 23. März dem Entwurf zustimmt, kann die Vorplanung eingeleitet werden.