Eiskalt erwischt: Münchens beliebtester Nutzeishersteller muss schließen

Sendling - Dreißig Grad – und es wird noch heißer. Ohne kühle Getränke kommen die Münchner diese Woche kaum aus. In der Gastronomie steht Nutzeis deshalb ganz oben auf der Einkaufsliste. Dramatisch, wenn plötzlich der Stadt beliebtester Eislieferant, die "Eisfactory München", ihren Betrieb einstellt.
Nach 23 Jahren im Stadtgebiet werden am 17. August in der Kochelseestraße die letzten Eiswürfel über die Theke gehen. "Wir bedauern diesen Schritt sehr", sagt Chef Oskar Wolf. Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Lisa Heiderscheid hat er die "Keep Cool Icetrade GmbH" in Sendling jahrelang vorangetrieben. Sein Herz hängt an der Eisfabrik – und seine Altersvorsorge.
Keine neue Immobilie: "Eisfactory München" muss schließen
Doch nun ist Schluss. Der Vermieter hat der Eisfactory den Vertrag bereits im März nicht mehr verlängert. Nach einer Schonfrist müssen die Betreiber nun das Areal räumen. Ein Szenario, das sich schon länger angekündigt hatte. Die Fabrik ist für den kleinen Hinterhof an der Großmarkthalle zu groß geworden. Seit mehr als zwei Jahren sind die Eislieferanten auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie am oder um den Mittleren Ring. Das Geschäft läuft gut, sagt Wolf, "eigentlich wollten wir investieren. Wir hatten furchtbar viel gespart."
Schlussendlich ist die Firma am Münchner Immobilienmarkt gescheitert, der nicht nur wenig Platz zum Wohnen bietet, sondern auch Gewerbetreibende mit hohen Mieten unter Druck setzt. Sieben Makler hätten es nicht geschafft, einen geeigneten Standort für die Eisfactory zu finden. Zusätzlich seien drei Bauträger involviert gewesen, sagt Wolf. Und auch die Stadt habe abgewinkt: "Die haben eine Warteliste von mehreren Seiten. Es werden ja auch keine Baugenehmigungen mehr für Gewerbe rausgegeben."
Eislieferant für Bars, Cafés, Olympiastadion und Wiesn
Für die Münchner Gastronomie sind die Folgen der Schließung noch nicht absehbar. Die Eisfactory hat nach eigenen Angaben 1.300 Münchner Adresskunden, die sie mit Eiswürfeln, Trockeneis oder zerstoßenem Eis beliefert hat. Darunter kleinere Bars und Cafés aber auch Ketten wie etwa das "Hans im Glück", das "Eataly" oder die Konzerte im Olympiastadion (7,8 Tonnen bei Rammstein). Darüber hinaus gibt es Hunderte Privatkunden, die immer mal wieder in Sendling vorbeigekommen sind, um Eis für Sommerfeste oder kleinere Veranstaltungen zu kaufen.
Und noch eine Großveranstaltung ist von dem Aus der Eismacher betroffen: die Wiesn. 100 Tonnen Eis haben sie 2018 vornehmlich in die Schaustellerstraße (aber auch in ein prominentes Zelt) geliefert. Wie die Wirte oder Budenbesitzer heuer ihr Angebot kühlen, bleibt abzuwarten. Selbermachen wird nicht gehen. Die Eismaschinen kommen aus Japan. Lieferzeit: acht Wochen.
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