"Einfach mal Zeit nehmen": Der AZ-Stadtspaziergänger auf der Touristen-Meile in München

Der AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller ist in der Münchner Altstadt mit dem Blick für Details, die vielen glatt entgehen.
von  Sigi Müller
Altehrwürdig: das Augustiner-Stammhaus in der Neuhauser Straße.
Altehrwürdig: das Augustiner-Stammhaus in der Neuhauser Straße. © Sigi Müller

Altstadt - Bei meinem Spaziergang durch die Kaufinger- und Neuhauser Straße habe ich die Hauptattraktionen ignoriert und die eher unbeachteten Sachen fotografiert: Alte Firmenschilder, schöne geschmiedete Hinweise auf Lokale und Geschäfte.

Die aufgeblasene Breze auf einem Kiosk, die wunderschönen bunten Blumen am Rathaus, in denen sich die Bienen tummeln, die Kirchenspitze von St. Michael, eine wunderbare Dachterrasse mit Domblick, eine Madonna an einer Hauswand, wunderbar geschmiedete Balkone und einiges mehr.

Altstadt in München: Zeit nehmen für die kleinen Dinge

Auf jeden Fall kann man, obwohl man schon Hunderte Male durch die Fußgängerzone gelaufen ist, einiges entdecken, wenn man nur genau hinschaut. Denn eigentlich war und ist man da ja immer mit anderen Dingen beschäftigt. Also einfach einmal Zeit nehmen. Ein anderes Thema: die Gastronomie. Hier kann man auch als Münchner mal veritabel scheitern.

Glauben Sie nicht? Bitte sehr:"Des is fei a Zwoarerdiesch", erklärte mir eine Bedienung, halb freundlich, als ich gerade im Außenbereich eines Lokals am Marienplatz Platz genommen hatte. Sie stellte sich so lange unmissverständlich neben mich, bis ich aufstand. Auf meine Frage, ob es denn überhaupt einen "Einertisch" hier gäbe, lautete die Antwort: "Muaßt hoid schaugn."

Tipp für die Münchner Altstadt: Einfach was auf die Hand nehmen und an einen der Brunnen setzen

Ein paar Tage später, wieder am Marienplatz, wollte ich etwas trinken und setzte mich, ich hatte dazugelernt, ins Lokal nebenan. Zwei kleine, quadratische Tischlein standen, mit jeweils zwei Stühlen, aneinander. "Des is a Viererdiesch", kam sofort eine Bedienung ums Eck gerauscht.

"Nein", sagte ich mutig, "zwei 2er." Sofort zog sie die beiden Tische auseinander und arrangierte die Stühle neu. Dann rauschte sie weg. Gefragt, ob ich was möchte, hat sie freilich nicht. Nach einer Weile bin ich dann gegangen.

Ein Tipp an alle, die ab einer Person aufwärts unterwegs sind und die nie exakt in die vorgegebenen Tisch-Arrangements passen, oder die es einfach satt haben, dieses Gastro-Tetris: In der Nähe sind Metzgereien und Bäckereien, in denen sie alles bekommen. Setzen Sie sich damit in den Schatten bei dem wunderbaren Wasserpilzbrunnen an der Frauenkirche, oder an den Rindermarktbrunnen.

Essen Sie, trinken Sie und sehen Sie jeweils ein herrliches Stück München - und viel billiger ist es auch. Nur, nehmen Sie bitte den Müll wieder mit.

In diesem Sinne eine schöne Woche,

Ihr Sigi Müller

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