Eine Rechnung mit Pointe
Isarvorstadt- Teures Restaurant oder einfacher Imbiss? Diese Frage stellt sich oft vor der Nahrungsaufnahme. Das Haguruma in der Baaderstraße erweckt den Eindruck, dass es mitten in einer Identitätskrise steckt und gleichzeitig ein Restaurant und ein Imbiss sein könnte. Auf den ersten Blick wirkt das kleine japanische Lokal wie ein gutbesuchter Imbiss, die Preise auf der Speisekarte sind dagegen auf Restaurant-Niveau.
Die Tischdeko mit kunstvoll gefalteter Serviette und einem Origami-Halter für die Stäbchen macht einiges her. Den Kontrast liefert ein Aquarium mit kleinen Fischen und Quallen. Ob der Zierfischtank unbedingt in ein Sushi-Laden gehört, ist mit Sicherheit Geschmacksache. Ein thematischer Bezug ist auf jeden Fall gegeben.
Die Auswahl der umfangreichen Karte ist für entscheidungsschwache Menschen ein reiner Albtraum und der Service scheint die unzähligen Fragenzeichen über unseren Köpfen nicht zu sehen. Also entscheidet der Zufall und die Wahl fällt auf „Dünner Rolle Sushi“ in der Variante Thunfisch (6 Stück für 7 Euro) und ein Alaska Maki mit Lachs, Avocado und Sesam (6 Stück für 8,50 Euro). Im Hauptgang folgt gebratenes Hühnerfleisch in Teriyaki-Sauce (Toriteri für 12 Euro) und Rind in Yakiniku-Sauce mit Gemüse für (14 Euro). Beide Gerichte kommen standardmäßig ohne Reis aus der Küche, den der Gast für sehr stolze 3,50 Euro bekommt.
Das Vorspeisen-Sushi schmeckt wie Sushi eben schmeckt und macht insgesamt einen sehr guten Eindruck. Die Hauptgerichte lassen dagegen recht lange auf sich warten und kommen schmucklos auf den Tisch. Beim Toriteri wundern wir uns über das Gemüse. Kürbis, Aubergine, Karotte und Zucchini liegen wie riesige Balken auf dem Teller. Die Beilage hat weder Biss noch Aroma. Auch das Fleisch übt sich in geschmacklicher Zurückhaltung. Nur die Sauce hinterlässt eine süße Spur auf der Zunge. Wir sind uns einig: Das Gericht geht so nicht und bleibt stehen. Das Rind ist in Ordnung, nur erscheint der Reis-Preis nicht angebracht.
Beim Abräumen nuschelt der Service „alles okay?“, worauf ein deutliches „Das Huhn leider nicht!“ folgt. Fehler sind menschlich – auch beim Essen – und eigentlich stellt sich nur die Frage, wie damit umgegangen wird. Der Service nimmt den fast vollen Teller mit und überrascht mit einer merkwürdigen Pointe auf der Rechnung. Das beanstandete Gericht wurde voll boniert. Kannten wir so auch noch nicht.
Baaderstraße 62, Dienstag bis Samstag 12 bis 15 Uhr, Montag bis Samstag 18 bis 23.30 Uhr, Telefon 201 69 11
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